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Schöner Schein!

Luxustapeten des Historismus von Paul Balin

Schöner Schein!

Der Pariser Tapetenfabrikant Paul-Marie Balin (1832-1898) gehört unbestritten zu den herausragenden Herstellern von Stil- und Materialimitationen seiner Zeit. Einen fulminanten Erfolg feierte er auf der Wiener Weltausstellung von 1873, die ihn schlagartig zu einem international begehrten Lieferanten solcher Luxusprodukte machte. Diese verblüffen und begeistern die Menschen auch heute noch. Dank seines Einfallsreichtums gelang es ihm, Papier scheinbar in Kacheln, Seide, Leder oder Brokatsamt zu verwandeln und die materielle Illusion damit zu perfektionieren. Die hohe Qualität der Ausführung und der Muster seiner Luxusprodukte garantierte Balin sowohl durch unermüdliche Experimente als auch durch sorgfältigste Auswahl seiner Inspirationsquellen. Ebenso konsequent wie in der Verfolgung seiner technisch wie ästhetisch höchsten Anforderungen war Balin aber auch in seinen an Obsession grenzenden, patentrechtlichen Prozessen gegen seine Konkurrenz, die als »Tapetenaffaire« in die Geschichte eingegangen sind. Dadurch zunehmend in eine Außenseiterrolle der Tapetenzunft gedrängt, führte dies zu seinem wirtschaftlichen Ruin und mündete schließlich – kurz vor seinem 66. Geburtstag – in seinen Freitod. Trotz der prominenten Stellung Paul Balins in der Tapetengeschichte und bedeutender Sammlungsbestände in international renommierten Museen, wurden ihm bislang weder eine Ausstellung noch monographische Bearbeitung gewidmet. Diese werden nun erstmals durch das Deutsche Tapetenmuseum in Kassel in die Tat umgesetzt. Sein reichhaltiger Bestand an Balin-Tapeten wird dabei mit hochkarätigen Leihgaben, etwa aus Paris, London und Wien, ergänzt und in neue Kontexte gesetzt. Durch das Zusammenspiel fantastischer Objekte – die neben Balin’schen Produkten auch Höchstleistungen an Panoramatapeten, historischen Textilien und Goldledertapeten, Möbeln, Skulptur, Malerei und wertvolle Bestände an Graphiken und Musterbüchern umfassen – wird der Besucher in die kunstgewerbliche Ästhetik eines inszenierten Weltausstellungsambientes entführt. Zudem werden kreative Entwurfsprozesse durch zahlreiche spektakuläre Neufunde ebenso zum Sprechen gebracht wie die internationalen Vernetzungen der Manufaktur Paul Balin. Von seinen weltweiten Netzwerken zeugen auch heute noch Balin-Tapeten in situ: Auf der ganzen Welt haben sich Interieurs in herrschaftlichen, zumeist im historistischen Stil errichteten Palais, Künstlerhäusern und Schlössern erhalten. Sie belegen die Exklusivität und internationale Beliebtheit Balin’scher Produkte.

Die intensiven Forschungen der letzten Jahre haben fantastische, bislang unbekannte Bestände und Archivalien in international bedeutenden Sammlungen zu Tage gefördert und den wissenschaftlichen Austausch auf europäischer Ebene beflügelt. Die Präsentation wird von einem umfangreichen Katalog begleitet, der die erste monographische Bearbeitung dieser für das 19. Jahrhundert wegweisenden Tapetenmanufaktur darstellt.

Neben der Präsentation eigener Sammlungshöhepunkte und spektakulärer Neufunde eröffnet die Ausstellung zahlreiche Möglichkeiten für den Einsatz interaktiver Stationen und kreativer Workshops. Durch einen Film wird der Besucher in die Stimmung der Wiener Weltausstellung, auf der Balin seinen größten Erfolg feierte, atmosphärisch eingestimmt. Der »Virtuelle Raum« eröffnet zudem die Möglichkeit, in die Welt Balin’scher Tapetenkreationen einzutauchen und damit seinen ganz persönlichen Raum zu gestalten. Workshops zum Tapetendrucken und –prägen, Führungsformate für alle Altersklassen und andere spannende Angebote runden das Begleitprogramm ab.


Tapeten, Ausstellung




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