Karikaturmuseum Krems
GERHARD HADERER. THINK BIG!
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Ausstellung28.02.2016 - 20.11.2016
Als besonderes Highlight der Schau und auch dem Titel Think Big! folgend, werden erstmalig Haderers großformatige (180 x 250 cm) Ölgemälde präsentiert. Haderer studierte dafür die Gemälde des italienischen Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), der um 1600 mit seinen Bildern Aufsehen erregte. Die Enthauptung Johannes des Täufers (1608) und Der Heilige Hieronymus (1606) inspirierten Haderer zu seinen Ölgemälden Jesus im Vatikan (2015) und Das Attentat (2015). Wie bei den Alten Meistern spielen Komposition und Lichtführung eine große Rolle, lassen aber Kritik, Spott und Hohn noch eindringlicher wirken. Die Gemälde leiten auch die einzelnen Themenräume und Schwerpunkte der Ausstellung ein: Österreichische Innen- und Außenpolitik, Kritik an der Kirche und die große Bandbreite an gesellschaftspolitischen Cartoons. Vor allem die Auseinandersetzung mit den kirchlichen Würdenträgern inspiriert Haderer bis heute zu aktuellen Arbeiten zu Kirche und Papst. Zusätzlich werden wieder Originale aus dem Schlüsselwerk österreichischer Karikaturgeschichte gezeigt: Das Leben des Jesus. Als sein Buch 2002 erschien löste es heftige Reaktionen insbesondere der katholischen Kirche aus. In Griechenland gab es nicht nur eine geteilte Zustimmung oder Ablehnung, er wurde, wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft, in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft verurteilt. Erst im zweiten Prozess erfolgte der Freispruch.
Mein Buch ‚Das Leben des Jesus‘ hat einen Skandal ausgelöst, der mich völlig überrascht hat. Niemand konnte vorhersehen, dass diesem schmalen Bändchen ein derartiger Aufschrei folgen würde, der von der absurden Forderung nach Entschuldigung über Aufrufe zum Verlagsboykott bis zu einem Gerichtsverfahren in Athen reichte, das allerdings mit einem Freispruch endete. Mein großer Kollege Manfred Deix fand diese Aufregung für völlig überzogen. Nicht nur, weil er jahrelang zuvor wesentlich Schärferes zum Thema Kirche gezeichnet hatte, sondern auch, weil er der Meinung war: ‚Der Haderer ist ja ein Jesus- Fan‘. Stimmt genau. Denn ich habe da so eine infantile Erinnerung an die Legende von einem sehr begabten jungen Mann, der vor langer Zeit einige kluge Gedanken für ein friedliches Zusammenleben der Menschen formuliert hat. Aber mit dieser Kirche, die sich seit 2015 Jahren auf ihn beruft, die von einer Absurdität in die andere taumelt, kann ich halt nichts anfangen. Dieser Gegensatz zwischen Ideal und Realität ist das Thema meines Buches. Der neue Papst in Rom sieht das offensichtlich ähnlich, das finde ich äußerst sympathisch. Vielleicht werde ich wieder in diesen Verein eintreten, aber derzeit warte ich noch ab. Bis eine Päpstin die Kirche regiert. (Gerhard Haderer im Gespräch mit Gottfried Gusenbauer, 2015)
Darüberhinaus zeigt das Karikaturmuseum Krems Haderer als Buch-Illustrator in Zusammenarbeit mit namhaften Autoren und als Schöpfer vom Comic Schundheftl MOFF. Eine wichtige Spielart seiner Humor-Kunst ist, dass er neben der sprachlichen Ebene auch auf die spontane Umsetzung seiner Ideen Wert legt. Viele dieser schnellen Handzeichnungen finden sich danach auch als großformatige Farbcartoons ausgeführt, oder sogar als Ölgemälde - wie in seinem jüngsten Werk.
Seit einigen Jahren arbeitet Gerhard Haderer als Zeichner und Autor an der Schnittstelle zu Kabarett und Theater. Nach Haderers Entwürfen werden in der Puppenwerkstatt Schneider Handpuppen angefertigt, mit den genialen Stimmen der Kult-Satire-Truppe maschek unterlegt und mit dem abgründigen Puppenspiel vom Original Wiener Praterkasperl aus dem Rabenhof Theater Wien kombiniert. Das Ergebnis ist eine geniale Mischung von österreichischer Zeitgeschichte und Puppentheater. Eine exquisite Auswahl dieser Handpuppen ist in der Ausstellung zu sehen. Aber auch eine gezeichnete Bildgeschichte, die Graphic Novel Herr Novak, wurde von Haderer als Theaterstück adaptiert, inszeniert und in Szene gesetzt mit dem kongenialen Schauspieler Ferry Öllinger.
Gerhard Haderer will sein politisches Engagement weitergeben, dafür gründete er die „Schule des Ungehorsams“ in der Tabakfabrik in Linz. Es ist ein "Ermutigungsprojekt" gegen die allgemeine Politikverdrossenheit und eine Schule gegen "Denkfaulheit".
Alles in allem ist Think Big! eine opulente und repräsentative Werkschau Gerhard Haderers mit rund 200 hochkarätigen Arbeiten. Original Cartoons, sechs großformatige Ölgemälde sowie viele weitere Skizzen, Vorstudien, Bücher, Trickfilme und Videos belegen die Vielseitigkeit des Künstlers. Mit einem umfassenden Vermittlungsprogramm ist die Ausstellung ein großes Statement gegen den täglichen Größenwahn, gegen Menschenhatz und politische Gedankenlosigkeit. Think Big!, eben!
Zu den wichtigen Leihgebern der Ausstellung zählen die Niederösterreichischen Landessammlungen, der Künstler persönlich, das Rabenhof Theater Wien und die Puppenwerkstatt Schneider.
Kurator: Gottfried Gusenbauer
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28.02.2016 - 20.11.2016
Öffnungszeiten
Täglich 10.00-18.00 UhrStandardticket
Erwachsene/pro Person € 10,00
ErmässigungenErmäßigungen erhalten Jugendliche, Lehrlinge und StudentInnen (19-26 Jahre), Senioren und Seniorinnen, ebenso Menschen mit Behinderungen mit gültigem Ausweis.
Ermäßigtes Ticket/pro Person € 9,00
Ermäßigter Eintritt für Aktiv Plus Karten BesitzerInnen: € 8,00 Ermäßigter Eintritt für Inhaber eines Ausweises der Stadtbücherei Krems: 2 Tickets zum Preis von 1