Franz Marc
Michaela Melián - Else Lasker-Schüler, Jussuf, Prinz von Theben
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Ausstellung19.09.2016 - 15.01.2017
Die Arbeit „Heimweh – Else Lasker-Schüler, Jussuf, Prinz von Theben“ von Michaela Melián amalgamiert das zeichnerische und literarische Werk von Else Lasker-Schüler zu einer Installation aus Texten, Bildern, Musik, Objekten und Licht, die komplexe Zusammenhänge aus Recherchen, Referenzen und Zitaten zu einer „Politik der Erinnerung“ (Melián) verschränken.
Im Zentrum der Installation steht eine auf einem Tisch angeordnete Ansammlung transparenter Gegenstände. Dieses Konglomerat aus Trinkgläsern, Glühbirnen, Vasen, transparentem Verpackungsmaterial oder eigens angefertigten geometrischen Figuren aus geschliffenem Acrylglas muten wie eine utopisch-kristallerne Miniaturstadtlandschaft an. Sie wird beleuchtet durch das helle Licht eines Diaprojektors, vor dessen Linse sich ein geschliffenes Prisma langsam im Kreis dreht. Als Effekt gerät das Licht in eine kreisende Bewegung, bricht sich in vielfacher Weise und wirft seine Reflexionen weit in den Raum bis auf die umliegenden Wände. Den Rhythmus gibt der Wechsel des Diakarussells vor, zum Teil ist das Karussell leer und sendet weißes Licht aus, welches durch die gläsernen Objekte in farbige Konfigurationen aus den Spektralfarben aufgespalten wird.
Zum Teil ist das Karussell jedoch mit Dias gefüllt, die hochvergrößerte Details aus Else Lasker-Schülers zeichnerischem Werk zeigen. Ihr Werk wird so in das langsame Kreisen der Installation eingespeist und durch die prismatischen Brechungen der Projektion fragmentiert und neu inszeniert. Über allem liegt eine Tonspur wie ein Soundtrack. Zu hören ist die mehrsprachige Rezitation des Gedichts „Heimweh“ (1909) von Else Lasker-Schüler und eine musikalische Komposition, die mit Hilfe eines Glasharmonium eingespielt wurde. Das Gedicht wird von einer deutschen Sprecherin sowohl in ihrer Muttersprache als auch in phonetischer Übertrageung in Hebräisch und Arabisch gelesen. Erschienen ist das Gedicht 1912 als Teil der „Hebräischen Balladen“, auf deren Titel Else Lasker-Schüler ihr künstlerisches Alter Ego, Jussuf, Prinz von Theben, abgebildete hatte. Diese Kunstfigur, als Synthese aus Yussuf (12. Sure des Koran) und Joseph (Genesis), steht für das Fremdsein im Sinne des Exils, aber auch für das Fremdsein im eigenen Volk. Der Sehnsuchtsort Theben, eine mythische Projektion aus orientalisch-biblischer Vergangenheit, imaginiert modellhaft eine zukünftige Gemeinschaft. In einem lebenslangen Prozess der Aneignung formuliert Lasker-Schüler vorgefundenes Material in ihren Texten und Bildern um. Indem sie akzentuiert und collagiert, löst sie die Grenzen zwischen Europäischem und Orientalischem, Jüdischem und Arabischem, Eigenem und Anderem auf. Religionen, Räume, Zeiten, Geschlechter und Ethnien werden in dem Ort Theben und der Figur des Jussuf transzendiert.
Michaela Meliáns Installation ist typisch für ihre konzeptionelle Arbeitsweise, in der verschiedene Erzählstränge, historische Fakten oder private Erinnerungen in gattungsübergreifende Installationen und audiovisuelle Projekte überführt werden, deren wechselseitige Bezüge tief in den gesellschaftspolitischen und zeitgeschichtlichen Kontext hineinwirken. Matthias Mühling
Michaela Melián
Künstlerin und Musikerin, lebt in München und Hamburg. Mitglied der Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle) (gegründet 1980). Seit 2010 Professorin an der Hochschule für bildende Künste (HfbK), Hamburg.
Ausstellungen (Auswahl)
2005: Kunstraum München
2006: Kunstwerke Berlin, Kunstverein Graz
2008: Cubitt Gallery London, Ulmer Museum Ulm,
Galerie Karin Guenther Hamburg
2009: Lentos Museum Linz, glasmoog/KHM Köln, Ludlow 38 New York
2013: K' Zentrum Aktuelle Kunst, Bremen
2014: „In a Mist“, Badischer Kunstverein Karlsruhe
2014: Andante Calmo, Kunsthaus Hamburg
2016: Electric Ladyland, Lenbachhaus München
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19.09.2016 - 15.01.2017
Geöffnet
Dienstag-Sonntag und an Feiertagen:
April-Oktober 10-18 Uhr
November-März 10-17 Uhr
Geschlossen am 24. und 31.DezemberSonderöffnungszeiten
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