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Expressionismen

Wirkliches Leben? Ein Panorama der Sammlungen

Expressionismen

Mit diesem Thema setzte sich auch Maria Eichhorn in ihrem über viele Monate angelegten Projekt Arbeit/Freizeit (1994–1996) auseinander. Mitte der 1990er-Jahre, zu einem Zeitpunkt, als viel über die Gemeinsamkeiten von Ethik und Ästhetik nachgedacht wurde, hatte die Künstlerin den Auftrag, Kunst für die Büroräumlich- keiten der Generali Versicherung in Berlin zu schaffen. Sie startete mit der Belegschaft ein gemeinsames Projekt und stellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einige Fragen: „Was bedeutet Arbeit bzw. Freizeit für Sie? Sammeln Sie etwas? Was wollten Sie als Kind einmal werden?“ Entstanden ist eine „Ausstellung der Belegschaft“ aus rund fünfzig Beiträgen, die von Postkarten über Familienfotos bis hin zu Heftklammern reichen. Das Sammelsurium an mit Bedeutung aufgeladenen Gegenständen wird eindrucksvoll in einer an eine Drehtür erinnernden Vitrine präsentiert. Ergänzt wird diese von einer Pflanze und einem Aquarium mit Fischen. Farbige Fotografien von Birgit Jürgenssen zum Thema Interieurs (1997) aus den eigenen Beständen des Museum der Moderne Salzburg flankieren diese Auseinandersetzung mit den öffentlichen und privaten Sphären. Dan Grahams New Design for Showing Videos (1995) konfrontiert uns mit „Spiegel- und Geisterbildern“ von sich in dieser faszinierenden architektonischen Installation bewegenden Menschen, die gleichzeitig auf Monitoren zu sehende Videos von Dara Birnbaum, Paul McCarthy oder Tony Oursler betrachten. Der Anspruch, Kunst zwischen visuellem Werk und konkreter Funktion changieren zu lassen, findet sich in den Passstücken von Franz West und seiner unbetitelten mehrteiligen Installation von 1989 wieder, die laut dessen Handlungsanweisung „erst durch Benützen zu Kunst werden“. Auch bei Edward Krasiński, der mit einer Werkgruppe vertreten ist, begegnen wir den Herausforderungen des wirklichen Lebens damit, das Leben im Werk selbst zu formen. Sowohl West als auch Krasiński stellen in ihren Arbeiten Gestaltung und die Formation des Selbst ins Zentrum – in einer Art und Weise, die den Betrachtern die Teilhabe ermöglicht. John Knights Project for Documenta 7 (1982), ein Neuankauf der Sammlung Generali Foundation, der erstmals ausgestellt wird, setzt Corporate Design, Branding und nationale Identität in Beziehung mit dem Streben der Moderne nach Autonomie und einer abstrakten universellen Sprache. Gerhard Rühms reduzierte zeitung (neue tageszeitung) (1962) und Fotografien der Hi-Fi Serie (1979) von Isa Genzken, die auch mit zwei großen Epoxidharz-Skulpturen auf Ebene 3 vertreten ist, bilden weitere Beiträge in dieser Sektion.

Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Künstlerin Kerry Tribe in ihrer Videoinstallation Here & Elsewhere (2004) auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit, wie sie ein Mädchen namens Audrey erlebt. Die Künstlerin bezieht sich in dieser Arbeit auf eine Videoserie von Jean-Luc Godard, der darin zwei Kinder über Philosophie und Ethik befragt. In Kerrys Re-Inszenierung stellt der britische Filmtheoretiker und Filmemacher Peter Wollen seiner neunjährigen Tochter Fragen wie „Steht Licht still oder bewegt es sich? oder „Glaubst du, dass ein Bild existiert?“. Die Antworten und emotionalen Reaktionen des Mädchens sind dermaßen direkt und authentisch, dass sie imstande sind, uns zu berühren. Anstatt Eindrücke zu konsumieren oder Bildern vom „richtigen“ Leben hinterherzujagen, werden wir angeregt, über die Tücken der Wahrnehmung nachzudenken. Ein spezielles Split- Screen-Verfahren führt uns in dieser Videoinstallation dabei auch bildlich vor, wie unterschiedlich Wahrnehmung sein kann. Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm organisiert. Am 20. Juni 2015 wird ein „Expanded Cinema und mehr“-Abend mit VALIE EXPORT inszeniert, bei dem die Künstlerin auch selbst mitwirken wird.

Mit Werke von Dara Birnbaum, Maria Eichhorn, Isa Genzken, Francisco de Goya, Dan Graham, Jörg Immendorff, Sanja Iveković, Joan Jonas, Birgit Jürgenssen, John Knight, Eustachy Kossakowski, Edward Krasiński, Richard Kratochwill, Franz Xaver Kulstrunk, Elisabeth Kraus, Paul McCarthy, Tony Oursler mit Sonic Youth, Adrian Piper, Gerwald Rockenschaub, Martha Rosler, Gerhard Rühm, Kerry Tribe, Franz West, Heimo Zobernig und Special Features von VALIE EXPORT und Andrea Fraser Kuratorinnen: Sabine Breitwieser, Direktorin, Petra Reichensperger, Kuratorin Sammlung Generali Foundation, Museum der Moderne Salzburg






  • 26.04.2015 - 04.10.2015
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    Museum der Moderne Salzburg »

    Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr
    Mittwoch 10 - 20 Uhr
    Montag geschlossen
    Während der
    Osterfestspiele (28. März - 6. April 2015)
    Pfingstfestspiele (22. Mai - 25. Mai 2015)
    Salzburger Festspiele (18. Juli - 30. August 2015)
    Mozartwoche (22. - 31. Januar 2016)
    sind beide Häuser auch montags von 10 - 18 Uhr geöffnet.
    Kombiticket (Mönchsberg & Rupertinum)
    Regulär € 12
    Ermäßigt € 8
    Familien € 16



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    Museum der Moderne Salzburg