Kunst
Selbstjustiz durch Fehleinkäufe. Eine Auswahl der Neuerwerbungen der Sammlung Falckenberg
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Ausstellung06.02.2015
Auf dem Prüfstand. Galerien als Wirtschaftsunternehmen
Die Fakten sind sattsam bekannt. Kunstpreise auf den internationalen Auktionen und Kunstmessen rund um die Welt sind in astronomische Höhen gestiegen. Vorbehalten einer kleinen Kaste von Reichen, die ihre Erwerbungen als Statussymbole stolz präsentieren, oft genug aber auch diskret als langfristige Investitionen anlegen oder kurzfristig mit An- und Verkäufen spekulativ einsetzen. Eigentlich nichts Neues. Über Jahrhunderte wurden für Auftragskunst von kirchlichen und weltlichen Fürsten und später in der Zeit des aufkommenden Handels für Kunstwerke exorbitante Summen bezahlt. Der Kunsthistoriker Hans-Joachim Müller konstatiert, dass Affären um Machtpositionen, Betrug und Fälschungen seit jeher markttypische Begleiterscheinungen des Kunstbetriebs waren, weil „Kunst und Moral sich nie wirklich gedeihlich vermengen“.
Die Geschichte der Kunst wie die der Gesellschaft ist eine Emanzipationsbewegung. Mit dem Niedergang der feudalen Machtstrukturen war der Weg der Künstler in die Autonomie geebnet: Sie wurden freie Gewerbetreibende. Und doch haben sie diese neue Rolle nur Schritt für Schritt angenommen. Lange Zeit blieb die Kunst unter diskreter Vermittlung des Kunsthandels etwas für elitäre Zirkel von Experten und Liebhabern mit erlesenem Geschmack. Das änderte sich in den 50er und 60er Jahren mit den weltweiten Protestbewegungen und der Pop Art als maßgebliche Richtung, die den traditionellen Kunstbegriff auf aktuelle politische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Zusammenhänge erweiterte. Es war eine Revolution. Kunst sollte für alle da und für alle transparent sein. Die Entwicklung von „high“ auf „low“ ist maßgeblich von Galeristen vorangetrieben worden, die sich ganz auf den „primary market“ mit dem Ziel konzentrierten, Künstler in einer Art von Basisarbeit zu fördern, lenken und marktfähig zu machen. Logische Konsequenz war die Gründung internationaler Kunstmessen, zuerst 1967 der Kunstmarkt in Köln (heute Art Cologne) und 1970 die Art Basel. Kunsthändler waren als Vertreter des „secondary market“ in Köln und Basel ausgeschlossen. Gegenwartskunst geriet zur Domäne der Galeristen, die sich mehr und mehr vom traditionellen Kunsthandel abgrenzten. Man geht davon aus, dass es zurzeit 2.000 Galerien im Raum Deutschland, Schweiz, Österreich und weltweit etwa 8.000 Galerien gibt.
Gute Zahlen, so scheint es, aber doch steht das Vermittlungsmodell Galerie inzwischen auf dem Prüfstand. Im Zuge der globalen Eventkultur mit jährlich fast 100 Biennalen und Triennalen und einem Ausstellungsbetrieb der wichtigen Museen, der sich längst nicht mehr an ihren Sammlungen, sondern an Besucherquoten orientiert, ist die Ökonomisierung der Art World weiter vorangeschritten. Heute bestimmt eine kleine Gruppe von etwa 25 Galeristen den internationalen Markt für Gegenwartskunst. Fast alle von ihnen sind inzwischen auf dem „secondary market“ tätig, der 30–50 % ihres Geschäfts ausmacht. Einen ganz wesentlichen Einfluss haben die Auktionshäuser, die sich seit Ende der 90er Jahre systematisch und mit ständig wachsendem Erfolg auch mit der Versteigerung von Post-War und Contemporary Art befassen. In der momentanen Hochpreis-Situation behaupten sich neben den Spitzengalerien die jungen Galeristen, die sich auf noch nicht arrivierte Gegenwartskunst mit geringem Kostenaufwand spezialisiert haben. Der Mittelstand der Galerien tut sich dagegen schwer, im globalen Wettbewerb Schritt zu halten. Zu hoch sind die Betriebskosten und zu wenig Zeit bleibt bei dem heutigen Tempo des Ausstellungsbetriebs, Gegenwartskunst inhaltlich zu etablieren und durchzusetzen. Lange schien es, als würde es eine Art Betriebssystem geben, wonach die Durchsetzung von Kunst systematisch geplant werden kann. Jetzt nach fast 50 Jahren erfolgreicher Arbeit der Galeristen nach dem Kunstmarkt Köln gibt es nur wenige Gewinner und viele Verlierer. Die Reichen von heute sind die Feudalherren vergangener Zeiten. Aber wie ist es dazu gekommen und wie soll es weitergehen, das sind die Fragen, die uns beschäftigen, und speziell: Wie steht es um das Galeriemodell?
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