Experiment Metropole
1873: Wien und die Weltausstellung
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Ausstellung15.05.2014 - 28.09.2014
Nicht zuletzt erlebte das Verkehrswesen in Wien einen tiefgreifenden Wandel: Um 1870 wurden vier der sechs großen Gründerzeit-Bahnhöfe gebaut (Südbahnhof, Nordwest- bahnhof, Franz-Josefs-Bahnhof, Staatsbahnhof (der später Ostbahnhof)), innerhalb von sechs Jahren entstanden fünf Brücken über die neu regulierte Donau, u. a. die Kaiser- Franz-Josefs-Brücke (Floridsdorfer Brücke) sowie die Kronprinz-Rudolf-Brücke (Reichs- brücke). Die Gemeinde ließ aus Anlass der Weltausstellung außerdem Brücken über den Donaukanal und den Wienfluss renovieren oder neu bauen. Nicht als Aufgabe der Kommune sah man den Ausbau des öffentlichen Verkehrs an, den man privaten In- vestoren überließ: Bis 1873 entstand ein Tramway-Grundnetz mit den Ringlinien und ersten Verbindungen in die Vororte, wobei die Züge noch von Pferden gezogen wurden. Auch der Wohnungsmarkt kümmerte die Kommunalpolitik wenig, der freie Markt hatte zur Folge, dass die Stadterweiterung an der Peripherie von „amerikanischer“ Rasterbe- bauung geprägt wurde (Stichwort „Zinskasernen“). Angesichts hunderttausender Ar- beitsmigranten und galoppierender Lebenshaltungskosten verschärften sich das Wohn- ungsproblem und das soziale Elend rasant.
Boulevard der großen Ambitionen: Die Ringstraße
Neben der Weltausstellung selbst ist die Ringstraße ein zentrales Thema der Aus- stellung. 1857 hatte der Kaiser den Abbruch der Stadtmauern und die Verbauung des Glacis angeordnet, ein Jahr später brachte ein internationaler Städtewettbewerb den „Grundplan“ hervor, der als Leitbild die wichtigsten Monumentalbauten, Grünflächen, Sichtbezüge und Plätze festlegte. Die Ringstraße war ein staatlich gelenktes, zentralistisches Großprojekt. Die Oberaufsicht lag beim Innenministerium, die Gemeinde Wien war zum Zuschauer degradiert, musste aber das neue Straßen- und Kanalnetz finan- zieren. Der Bau von „Neu-Wien“ wurde zu einem Konfliktfeld zwischen Kaiserhof, Re- gierung, Militärverwaltung und Kommune. Kompromisse wurden unter anderem durch die unentgeltliche Überlassung von Grundstücken für Stadtpark und Rathausplatz er- zielt. Mit den Erlösen aus dem Verkauf von Grundstücken an Private konnte der Staat Repräsentationsbauten wie die Oper finanzieren.
Am 1.Mai 1865 wurde die Ringstraße feierlich eröffnet – obwohl ein Großteil des Boule- vards noch unbebaut und erst in Planung war. Am Opern-, Kärntner- und Schubertring standen allerdings schon größtenteils bewohnte Gebäude, der Wirtschaftsboom führte bis 1873 zu weiterer intensiver privater Bautätigkeit. Aus Lehm wurde „Gold“, wie die Karriere des Ziegelfabrikanten Heinrich Drasche veranschaulicht, der 1869 die Aktien- gesellschaft „Wienerberger“ gründete, dadurch zum reichsten Mann Wiens aufstieg und gegenüber der Oper den riesigen Heinrichhof als Wohnpalast neuen Typs errichten ließ.
1873 waren die wichtigsten öffentliche Bauten bereits in Bau oder in Diskussion, etwa das neue Rathaus, das Parlament oder die Museen. Wiens führende Architekten wie Heinrich Ferstel, Theophil Hansen und Friedrich Schmidt planten die ersten Hauptwerke des „Wiener Stils“, eine besonders reiche Variante der Neorenaissance, die interna- tional Furore machte.
Eine Stadt in der Stadt: Die Weltausstellung
Nach dem kaiserlichen Beschluss zur Ausrichtung der Weltausstellung entstand in kür- zester Zeit eine eigene Planstadt gewaltigen Ausmaßes im Wiener Prater (als Alter- native dazu war auch der Platz des heutigen Rathauses in Diskussion), was angesichts dessen Entfernung beachtliche Kosten verursachte. Denn es wurden nicht nur gigan- tische Industrie-, Maschinen- und Kunsthallen sowie fast 200 Länder- und Firmenpa- villons errichtet, sondern auch eine moderne Infrastruktur mit Kanalisation, Schienen- trassen und einem eigenen Ausstellungsbahnhof. Gleichsam als Nebenprojekt erfolgte auch der Um- und Ausbau des alteingesessenen Wurstelpraters zum Volksprater.
Die Vorbereitungszeit für die Weltausstellung war denkbar knapp bemessen. Durch die Möglichkeiten des modernen Verkehrswesens und der Kommunikation (Telegrafie) ließen sich allerdings in kurzer Zeit weltweite Beteiligungen organisieren, logistische Probleme bei der Herbeiführung zigtausender Ausstellungsstücke bewältigen und enor- me Besucherströme mobilisieren. Weltausstellungen waren konzipiert als populäre Menschheitsenzyklopädien, die die unterschiedlichsten Aspekte – Industrie, Technik, Wissenschaft, Kunst, Kultur etc. – abdecken sollten. Der Auftrag der Weltrepräsentation mit Attributen wie Fortschritt, Leistung und Geschwindigkeit traf in Wien auf das emotio- nale Erlebnis von Warenvielfalt, Luxus und Exotik. Die Weltausstellung fungierte nicht nur als wirtschaftliche Impulsgeberin, sondern bot auch einem breiten Publikum als glo- bales Schaufenster neue Erlebnisdimensionen: Man „besichtigte“ das Industriezeitalter, bestaunte die lärmenden Dampf-, Web- oder Nähmaschinen, informierte sich über Innovationen in Transportwesen oder Wissenschaft. Eine konsumfreudige Gesellschaft schwelgte in der zusammengetragenen Überfülle von kunstgewerblichen Objekten und frönte dem „guten Geschmack“, wobei aus österreichischer Sicht vor allem jene Luxus- artikel hervorstachen, deren Stil als „Wiener Renaissance“ inter-national gelobt wurde. Künstlerische Entwürfe von Bildhauern und Architekten sowie präzise handwerkliche Ausführung waren Folge der Kunstgewerbereform – und bildeten die Grundlagen für deren Erfolg.
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15.05.2014 - 28.09.2014
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
24. Dezember: 10 bis 14 Uhr; 25. Dezember und 1. Jänner:v geschlossenEintritt:
Erwachsene: 8 €. Ermäßigt 6 € (SeniorInnen, Wien-Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Studierende bis 27 Jahre, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Gruppen ab 10 Personen) Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre - Eintritt frei! Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen - Eintritt frei!Katalog zur Ausstellung:
Edith Tudor-Hart. Im Schatten der Diktaturen (dt.) Edith Tudor-Hart. In the Shadow of Tyranny (engl.), Hg.: Duncan Forbes im Auftrag des Wien Museums, Hatje Cantz Verlag,152 Seiten, EUR 24,-