Vorbericht zu
Vorbericht zu unseren Herbstauktionen
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Auktion02.12.2010 - 04.12.2010
Sulzburg bei Freiburg im Breisgau. In vier Katalogen werden in den Herbstauktionen des Auktionshauses Kaupp vom 02. bis 04. Dezember 2010 über 2200 Objekte angeboten. Ein wesentlicher Anteil wird getragen von zwei großen Sammlungen namhafter Familien, deren Nachlässe für Authentizität stehen. Zum einen handelt es sich um die berühmte Lörracher Versandhaus-Dynastie Schöpflin. Im Jahr 1930 im Lörracher Stadtteil Haagen gegründet, erreichte das Unternehmen schnell deutschlandweite Bekanntheit und verschaffte sich neben den bestehenden Versandhäusern Baur, Klingel und Quelle einen einflussreichen Namen. Auch wenn das Haus im Jahr 1964 mit dem Unternehmen Quelle verschmolz, so zeugen doch bis heute die herrschaftlichen Unterkünfte der Unternehmer von deren Geschmack und Kunstverständnis. Aus der Villenauflösung des Birkenhofes erreichten uns zahlreiche Gemälde, elegantes Mobiliar sowie seltene alte Gartenskulpturen, die den weitläufigen und teils verwunschenen Park der Villa zierten. Erlesene Antiquitäten und Sammlerstücke, welche in über fast 100 Jahren von Rudolf Schöpflin und seinen Vorfahren zusammengetragen wurden, können nun angeboten werden, um ihrerseits ein kleines Stückchen Geschichte zu erzählen. Einen spannenden und geschichtsträchtigen Hintergrund bringen auch die Objekte der zweiten großen Sammlung, der Nachlass der Familien Zhivago-Schwoerer mit sich.
Meissen um 1906, (H. 14, B. 24,5 cm), Limit 23.000 €. Abb. 82137: Speise- und Kaffeeservice, Entwurf Richard Riemerschmid für Meissen um 1903 – 1905, Limit 19.600 €. Abb. 81652: Prächtiger Brillant-Solitär-Ring von 4,09 ct, RG 57,5, Limit
Die Wurzeln der in Moskau ansässigen Familie Zhivago – deren Name durch den Roman Boris Pasternaks zu weltweiter Berühmtheit gelangte - reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Im Jahr 1550 besiegte Zar Ivan IV einen tatarischen Khan, schenkte ihm das Leben und taufte ihn auf den Namen «Zhivago» - der Lebende. Der Zar machte ihn zu seinem Mundschenk und nahm ihn mit nach Moskau, wo die Familie seither ansässig gewesen ist. Im Jahr 1897 heiratete Elisabeth Zhivago den Großherzoglichen Kurarzt Dr. Josef Schwoerer aus Badenweiler in der 1710 von der Familie erbauten, dem Propheten Elias geweihten Kirche in Moskau. Nach der Hochzeit zog sie mit ihrem frisch vermählten Ehemann in dessen Markgräfler Heimat, nach Badenweiler. Auf diesem Wege brachte sie etliche ausgewählte Kunstgegenstände, Gemälde und russisches Kunsthandwerk mit sich, die seit Generationen in der Familie Zhivago vererbt wurden und ihr in ihrem neuen Heim ein klein wenig Zuhause bewahren sollten.
Ein Schwerpunkt liegt erneut auf der die Saison abschließenden Auktion der Modernen und Zeitgenössischen Kunst: Ob exotische Pflanzen aus der Südsee oder heimische Gewächse aus seinem Garten in Utenwarf nahe der Nordsee, Blumen übten auf Emil Nolde eine besondere Faszination aus. So schrieb er in seiner Biografie «die Farben der Blumen zogen mich unwiderstehlich an» und «ich liebte die Reinheit der Farben». Noldes Aquarell «Fackellilien» (Los 2145, Abb. 80976), das mit einem Limit von 25.000 € in die Auktion geht, ist ein außergewöhnlich schönes Beispiel für die ausdrucksstarke Farbgebung, die Nolde zu einem der bedeutendsten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts werden ließ. Eine Photo-Expertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, dem Direktor der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, liegt vor. Zu den herausragenden Werken der modernen Kunst zählt ferner eine Arbeit des Stuttgarter und Münchner Sezessionisten Arnold Balwé, der für seine postimpressionistischen, farbenfrohen Landschaften geschätzt wird. Sein Gemälde «Im Park» (Los 2028, Abb. 80842), das für 9.000 € zum Aufruf kommt, überzeugt mit seiner positiven Stimmung in dem für den Künstler typischen freien und pastosen Farbauftrag. Eine atmosphärische Szenerie mit dramatischer Wolkenbildung und zahlreichen Staffagefiguren auf einer Hafenpromenade, sowie mehreren Figuren um einen Bildstock mit Christus am Kreuz versammelt, zeigt das Mitte der 1940er Jahre entstandene Gemälde «Am Hafen» (Los 2067, Abb. 80329, Limit 10.000 €) von François Gall. Eine Expertise der Tochter des Künstlers, Marie-Lize Gall, die das Gemälde in den Zeitraum 1946 - 1948 datiert und in das in Bearbeitung befindliche Werkverzeichnis aufnehmen wird, liegt vor.
Ab 5.000 € wartet ein «Motorradfahrer» (Los 2160, Abb. 80517) von Dieter Roth auf seinen neuen Besitzer. Das außergewöhnliche Los, authentifiziert von Herrn Dr. Dirk Dobke, Hamburg, wird einen weiteren Höhepunkt am dritten Auktionstag bilden, wenn in der Kategorie Moderne und Zeitgenössische Kunst weitere Gemälde, Druckgraphiken, Skulpturen, Collagen und Assemblagen von beliebten und namhaften Künstlern wie Serge Poliakoff, David Hockney, Wolf Vostell, Eduardo Chillida, Edward Alfred Cucuel, Sonia Delaunay- Terk, Daniel Spoerri, Carlo Mense, Heinrich Campendonk und Heinrich Zille aufgerufen werden.