Kinderköpfchen
Kinderköpfchen für € 600.000 zu verkaufen
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Auktion04.12.2010
München, 17. November 2010, (kk) - „Noch vor kurzem sorgte die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit für ängstliche Prognosen auf dem Kunstmarkt, doch Kunst hat sich mehr denn je als gefragte Form der Anlage durchgesetzt“, so Robert Ketterer. In seiner Haupt-Auktion am 4. Dezember wartet er mit einem starken Angebot von Expressionismus bis Gerhard Richter und Co. auf.
Die Offerte umfasst:
1) Moderne Kunst
2) NACH 1945/Zeitgenössische Kunst
zu 1) Moderne Kunst Angeführt wird dieser Bereich von Ernst Ludwig Kirchners 1906 entstandener Arbeit „Kinder- köpfchen“. Inspiriert durch das Werk von van Gogh vermischen sich impressionistische Elemente mit den kraftvollen Pinselstrichen einer sich deutlich ankündigenden elementar-expressiven Aussage. In der Anlage des Hintergrunds sowie der Farbgebung als solcher lassen sich zudem Einflüsse des Jugendstils erkennen. Das Gemälde verdeutlicht den Weg dieses wichtigen Künstlers und zeigt, wie Kirchner mit starkem Willen von der Inspiration zu absolutem Neuland gelangte. Die Schätzung liegt bei € 600.000-800.000.
In der Führungsriege findet sich neben László Moholy-Nagys mit € 140.000-180.000 bewertetem und 1919 entstandenem Ölgemälde „Landschaft mit Häusern“ auch Conrad Felixmüllers „Tiggaren, der Bettler“, ein Aquarell aus dem Jahr 1924. Dem sozialkritischen Motiv des im Vordergrund platzierten, hilfsbedürftigen Bettlers steht die frische Farbigkeit gegenüber, die der Gesamtkomposition einen zuversichtlichen Grundton verleiht. Die Taxe liegt bei € 100.000-150.000.
Dem spätberufenen Richard Ziegler gelingt, was andere selbst nach mühevollen Anläufen kaum erreichen: In kurzer Zeit reiht er sich in die deutsche Avantgarde ein, um gemeinsam mit Dix und Grosz in der „Novembergruppe“ auszustellen. Sein Ölgemälde „Die Polizei“ von 1929 schildert den Tanz auf dem Vulkan, der nirgendwo in Europa so emphatisch zelebriert wird wie im Berlin der Mitzwanziger. Die Künstler sehen in den fallenden gesellschaftlichen Schranken das Spiegelbild einer Gesellschaft, die sich keinem Reglement unterwerfen will. Der Schätzpreis liegt bei € 50.000-70.000.
Neben Emil Noldes um 1935 entstandenem Aquarell „Marschlandschaft“ gelangen auch August Mackes Tuschzeichnung „Morgenpromenade“ von 1913 und ein „Liegender Akt“ von Christian Rohlfs mit einer Schätzung von je € 40.000-60.000 zum Aufruf. Letzterer ist mit fünf weiteren Arbeiten vertreten, darunter das Ölgemälde „Blick auf Ehringsdorf bei Weimar“ (Taxe: € 30.000- 40.000) und die Temperaarbeit „Anthurie“ (Taxe: € 28.0000-34.000). Weitere wichtige Werke kommen von so bedeutenden Künstlern wie Willi Baumeister („Formen figural-dreiteilig“, Taxe: € 80.000- 100.000), Paul Klee („Der Verliebte“, Taxe: € 22.000-26.000), Franz Marc („Zwei Rehe im Walde“, Taxe: € 30.000-50.000), Pablo Picasso („Grande Tête de Femme au Chapeau Orné“, Taxe: € 60.000- 80.000), Pierre-Auguste Renoir („Le Chapeau Epingle“, Taxe: € 75.000-95.000) und Wols („Masque rouge“, Taxe: € 35.000-45.000).
zu 2) NACH 1945/Zeitgenössische Kunst An der Spitze steht hier Martin Kippenbergers dreiteiliges Ölgemälde „Kleiner Verkehr (Kreuzung Hauptstraße-Gerwigstraße, St. Georgen) - Nach Witzleben links - Capri Nr. 8“. Zwar nimmt der Künstler formal Bezug auf den Typus des Triptychons, doch auf inhaltlicher Ebene bricht er mit den dafür typischen Charakteristika. So spielt er beispielsweise mit den gewohnten Rezeptionsmechanismen des Betrachters, indem er keine der drei Szenen zum Zentrum des Werks erklärt. Lediglich die Verkehrsmotivik, das Unterwegssein, zu einem noch unbe-kannten Ziel, scheint die drei Teile miteinander zu verbinden. Auch Kippenberger selbst war Zeit seines Lebens ein Suchender und Getriebener. Auf der Flucht vor Konventionen und der Suche nach Inventionen und Anerkennung zieht er von Stadt zu Stadt. Somit ist diese außergewöhnliche Arbeit zugleich als beeindruckendes Psychogramm der rastlosen Künstlerpersönlichkeit lesbar.
Martin Kippenberger Kleiner Verkehr (Kreuzung Hauptstraße-Gerwigstraße, St. Georgen)-Nach Witzleben links-Capri Nr. 8 Öl auf Leinwand. 1981/82. Je 50 x 60 cm (19.6 x 23.6 in each) Schätzpreis: € 250.000-350.000
Mit einer Schätzung von € 140.000-180.000 ist auch Günther Ueckers großformatige Nagelarbeit „Weißer Schrei“ unter den Top-Losen dieser Abteilung. Man darf den Aufruf dieses Werks sowie auch zwei weiterer Arbeiten mit Taxen von € 50.0000-70.000 und € 60.0000-80.000 mit Spannung erwarten, denn bereits in der letzten Ketterer-Auktion erzielten zwei Werke des ZERO-Künstlers ausgezeichnete Ergebnisse mit Steigerungen von 81%* bzw. 115%*.
Für € 90.000-120.000 wird neben Johann Georg Müllers Ölgemälde „Maskerade“ auch Jörg Immendorffs Bronze „Affe mit Malerpalette“ angeboten, wogegen sein „Adler von rechts drehend“ vielleicht schon für € 50.000-70.000 zu haben sein könnte.