Der Höhenflug vor allem der chinesischen Kunst scheint kein Ende nehmen zu wollen. Aus alten europäischen Sammlungen gelangen immer noch bedeutende Gegenstände aus früheren Palast- und Tempelinventaren auf den Markt. Auch die 36. Spezialauktion Asiatischer Kunst, die am 10./11. November 2008 bei Nagel in Stuttgart stattfindet, kann mit dieser international begehrten Ware aufwarten.

Aus der Sammlung eines italienischen Adligen, dessen Vater sich in Peking zwischen 1900 und 1950 aufgehalten hatte, stammt die Bronzefigur eines Mahakala, eine buddhistische Gottheit, die als „zornvolle Gottheit" erscheint. Mahakala bezähmt den Geist, bereichert ihn mit Weisheit, zieht gute Bedingungen an und zerstört alles Hinderliche. Er soll alle ehrlich gemeinten Wünsche erfüllen, welche den letztendlichen Wunsch nach Befreiung unterstützen. Seine Methoden können grob und sehr heftig sein. Die bei Nagel zum Aufruf gelangende Figur ist aus massiver Bronze gearbeitet, trägt die Qianlong-Marke und stammt aus der Qianlong-Periode (Höhe 42 cm, Schätzung 60.000/100.000 €).

Zu den herausragenden Zuschlägen der November-Auktion des Vorjahres gehörten die 190.000 €, die für einen kaiserlicher Miniaturschrein mit der weißen Tara bewilligt wurden (34 A, Lot 788, Schätzung 20.000/30.000 €). Nun wird das Gegenstück dazu angeboten. Dabei handelt es sich um einen ebenfalls silbernen Miniatur- oder Reiseschrein der Qianlong-Zeit. Der Schrein enthält einen sitzenden Amitayus, den Buddha des unermesslichen Lebens. Amitayus schenkt ein langes Leben und diejenigen, die um seinen Segen bitten, können wiedergeboren werden (Schätzung 60.000/100.000 €).

Aus einer Sammlung, die sich fast 80 Jahre in einem bayerischen Schloss befand, kommen rund einhundert Seladon-Porzellane. Die Eltern des Einlieferers hatten einige Jahre in Indonesien verbracht. Zu den herausragenden Stücken gehören zwei große Platten mit Bonsai- bzw. Blumen-Motiv der Yuan- bzw. frühen Ming-Zeit (Schätzung 20.000/30.000 € bzw. 15.000/20.000 €). Seladonware erfreute sich damals nicht nur am chinesischen Kaiserhof großer Beliebtheit, sondern ist von Anfang an in zahlreiche Länder Asiens exportiert worden.

Das Angebot umfasst weitere kaiserliche Porzellane und zahlreiche Buddha-Figuren aus feuervergoldeter Bronze, darunter eine 90 cm hohe Figur aus Privatbesitz (Höhe 90 cm, Schätzung 50.000/80.000 €) und die Bronze des Guanyin im Meditationssitz, mit nahezu perfekt erhaltener Feuervergoldung (Höhe 53,8 cm, Schätzung 100.000/150.000 €).

Weitere Höhepunkte im Angebot dieser außerordentlich gut bestückten Auktion sind eine Vase im archaischen Stil mit Guan-Glasur (Yongzheng-Marke und -Periode, Schätzung 100.000/150.000 €) und ein aus Rhinozeros-Horn geschnitzter Becher, der wohl aus dem 17. Jahrhundert stammt. Ein unmittelbar vergleichbares, aber von Zhi Sheng signiertes Exemplar kam im Mai bei Christies in Hongkong zur Versteigerung (The Songzhutang Collection). Das bei Nagel angebotene Stück gleicht diesem auffallend, weist aber keine Signatur auf (Schätzpreis 60.000/100.000 €).

In der Sparte Japanische Kunst kommt unter anderem eine Sammlung von Rüstungen, Rüstungsteilen und ausgefallenen Helmen des 16. bis 19. Jahrhunderts zur Auflösung (Schätzpreise zwischen 2.000 und 5.000 €). Es gibt Bronze-Figuren im Miyao-Stil, darunter die partiell vergoldete Bronze eines fliegenden buddhistischen Engels (tennin) in Gestalt einer anmutigen Frau (Länge 24 cm, Schätzpreis 13.000 €) und die Bronze des yamabushi Benkei, einen Mönchsstab haltend (Höhe 31 cm, Schätzpreis 12.000 €). Aus einem süddeutschen Schloss stammen große Imari-Platten des 18. Jahrhunderts mit zum Teil ungewöhnlichen Motiven (Schätzpreise 2.000 bis 4.000 €).

Die Vorbesichtigung findet vom 7. bis 9. November 2008 bei Nagel in Stuttgart statt.

Stuttgart, 9. September 2008

bkb