Vorbericht zur großen Kunstauktion Nr. 180am 28./29.November und 05. Dezember 2020
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Auktion28.11.2020 - 05.12.2020
Zum Ausklang des Auktionsjahres 2020 bietet Schloss Ahlden eine umfangreiche, breit gestreute Offerte mit ausgewählten Objekten von über 3200 Losen.
Highlight der Gemälde-Sparte ist ein Staatsporträt, das König Friedrich II. von Preußen (1712 -1786)als jungen König zeigt, geschätzt auf 135.000,-Euro (Lot 1482). Das1742 im Auftrag des Hofes entstandene, annähernd lebensgroße Porträt mit seiner virtuosen Stofflichkeit und subtilen Charak-terisierung wurde vom Berliner Porträtmaler Da-vid Matthieu (1697 -1755) geschaffen. Dieser lernte bei Georg Lisiewski (1674 -1750), der schon für König Friedrich Wilhelm I. bedeutende Porträtaufträge ausführte. Nach der Thronbestei-gung Friedrich II. konnte Matthieu mit seinen künstlerisch herausragenden Porträts unmittelbar mit Antoine Pesne und dessen Werkstatt konkur-rieren. Friedrich II. wird in diesem Gemälde ein-mal nicht als „Alten Fritz“ gezeigt, sondern als jun-ger, fescher und zugleich ehrgeiziger und erfolgrei-cher König und Heerführer unmittelbar nach dem Ersten Schlesischen Krieg (1740-1742) geschil-dert. Durch den Krieg hatte der kurz zuvor gekrönte Friedrich II. nicht nur die Habsburger mit Maria Theresia von Österreich besiegt und große Teile Schlesiens gewonnen, sondern auch seinen Ruhm begründet. Eine nur in Details abweichende und im Format gleiche, verso signierte, zweiteVersion befindet sich seit 2010 im Militärhistorischen Museum in Dresden. Der Bedeutung und dem An-spruch des angebotenen Gemäldes entspricht die Qualität des dem aus dem vollen Holz geschnitzten, vergoldeten, originalen Rokoko-Rahmens, der wahrscheinlich nach Entwürfen Johann Michael Hop-penhaupt d. Ä. in Berlin oder Potsdam ausgeführt wurde.
Wie höchst unterschiedlich sich das Erlebnis und der Ausdruck von Landschaft in der Kunst in der 1. Hälfte des 20. Jhs. niederschlagen können, spiegelt sich in den Werken zweier bedeutender norddeut-scher Maler wieder, die sich als Antipoden konträ-ren Positionen in ihrer Weise der Naturdarstellung verpflichtet fühlten -Otto Modersohn (1865-1943) und Emil Nolde (1867-1956). In einem doppelsei-tigen Gemälde schilderte Modersohn in stiller, po-etischer Weise um 1909/10 bzw. 1915 sowohl eine abendliche, frühherbstliche Moorlandschaft bei Worpswede als auch eine Straße im nahegelegenen Fischerhude(Lot1690; Schätzpreis 20.000,-€).Es entstand, als Modersohn, Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie, nach dem Tod seiner Frau Paula Modersohn-Becker 1908 in das abge-schiedene Dörfchen Fischerhude in der Wümmeniederung zog. Modersohn setzte sich intensiv mit den Werken Vincent van Goghs und Paul Cézannes auseinander, deren Einfluss insbesondere auf der Seite mit der Fischerhuder Dorfstraße sichtbar wird. Von 1987 bis 1992 hing dieses Gemälde als Leihgabe in der Niedersächsischen Landesvertretung in Bonn.
Der Expressionist Emil Nolde wählte in seinem 1930 bis 1940 auf Japanpapier ausgeführten Aquarell„Marschland-schaft mit Heudiemen unter blauem Himmel“ zwar ebenfalls ein Motiv aus seiner Umgebung, doch sind hier große Farb-flächen bestimmende Elemente des Blattes(Lot 1714; Schätzpreis 75.000,-€).Es besticht durch seine farbliche Kühle, die damit verbundene kontemplative Ruhe und den hohen formalen Abstraktionsgrad in der Komposition. Nol-des Refugium, in dem er eine Symbiose aus Leben und Schaffen einging, befand sich seit den 1920er Jahren in See-büll in Nordfriesland, nahe derGrenze zu Dänemark. Der endlose Himmel, imposante Wolkenbilder, Stürme und glühende Abendhimmel in der unvergleichlichen Weite Nordfrieslands faszinierten den Künstler und wurden zu einer seiner Hauptinspirationsquelle.
Einer der prägenden deutschen Bildhauer der Klassischen Moderne im 20. Jh. war Gerhard Marcks (1889 -1981), den das Schicksal der Diffamierung durch die Nationalsozialisten ereilte. Marcks, der 1919-1925 als Meister am Bauhaus gewirkt hatte, wurde 1933 als Professor und kommissarischer Direktor an der fortschrittlichen Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle entlassen. An-geboten werden in der Auktion neben Tierplastiken zwei große weibliche Akt-statuen. Noch in seiner Zeit an der Burg Giebichenstein schuf Marcks 1932 sein „Stehendes Mädchen“, für das seine eigene Tochter Brigitte Modell stand (Lot 379, Schätzpreis: 22.000 €); 1947 folgte seine „Tänzerin“ die eine Grundposi-tion des Balletts einnimmt umd dem Betrachter mit ihrem hochgesteckten Haar in graziöser und gleichzeitig ernergievoller Pose gegenüber steht (Lot 381; Schätzpreis24.000 €). Seine Aktfiguren zeigen Mädchen bzw. junge Frauen in ihren natürlichen Bewegungen und Haltungen; nie wirken seine stilisierten Fi-guren heroisch oder pathetisch, sie spiegeln stattdessen in überzeitlicher Weise allgemeinemenschliche Grundstimmungen, zuweilen auch eine gewisse Verhal-tenheit wider.
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28.11.2020 - 05.12.2020Auktion »
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