66. Kunstauktion - 05. Dezember 2020
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Auktion05.12.2020
Mit dem Sandgemälde "Die Wasserfälle von Tivoli" von Heinrich Andreas Meyer, welcher wohl Hofkonditor in Mecklenburg-Strelitz im späten 18. Jahrhundert war, hat sich ein ausgesprochen seltenes Werk überliefert. In dieser Zeit versuchten die Künstler mit neuen, experimentellen Techniken einer aufkommenden Langeweile ihres Käuferpublikums entgegenzuwirken und fügten ihren Gemälden Sand, aber auch Federn, Spinnweben oder Staub bei, um neue visuelle Effekte zu erzielen. Die Körnigkeit der Sandkristalle "erzeugt eine Art 'sfumato', eine dunstige, tröpfchengetränkte Atmosphäre, wie sie an Wasserfällen tatsächlich erlebbar ist" (Ottomeyer 2013). Die körnige, stumpfe Oberfläche erinnert aber auch an Tapisserien, welche in jener Zeit ebenfalls in Mode und sehr begehrt waren. Beeindruckend ist die hohe künstlerische Qualität des Gemäldes, welches mit 8.500 Euro geschätzt ist.
Der Dresdner Maler Johann Eleazar Zeissig (genannt Schenau) wurde 1774 zum Professor an die Dresdner Kunstakademie berufen und war ab 1795 Direktor derselben. Mit dem vorliegenden Gemälde des Künstlers "Die Zeit enthüllt die Wahrheit" bearbeitete der Künstler ein in seinem Oeuvre seltenes Themengebiet. Das großformatige Werk, wohl in den 1780er/1790er Jahren entstanden und mit 11.000 - 12.000 Euro geschätzt, stellt eine Allegorie von Zeit und Wahrheit dar. Chronos, dargestellt als bärtiger Greis mit Sichel, enthüllt die Wahrheit: ein junges, entblößtes Mädchen, einen Pfirsich in der linken Hand haltend. In Cesare Ripas "Iconologia" nennt der Autor mehrere Alternativen für die Personifikation der Veritas. In Allusion auf ihre Bedeutung als "unverhüllte Wahrheit" wird sie in Gestalt eines schönen nackten Mädchens dargestellt, das nur teilweise von weißen Schleiern bedeckt wird. Die Pfirsichfrucht erläutert Ripa symbolisch als das Herz, während das Blatt am Stiel des Pfirsichs auf die Zunge verweist. Frucht und Blatt symbolisieren somit die sich im aufrichtigen Menschen manifestierende Einheit eines reinen Herzens und eines Wahrheit verkündenden Mundes.
Für Otto Altenkirch begann mit dem Umzug in das ländliche Siebenlehn 1920 eine neue kreative Schaffensphase. In diese Zeit fiel auch der erste Aufenthalt des Künstlers in Seitendorf/Schlesien (heute Myslów, in der polnischen Gemeinde Bolków) bei dem befreundeten Künstler Rudolf Hacke. 1922 entstanden dort mehrere Gemälde Altenkirchs, die ganz im Stil seiner charakteristischen Freiluftmalerei stehen - so auch das in der Weihnachtsauktion zum Aufruf kommende "Kalkhaus Seitendorf". Anmerkungen im Werkregister zufolge malte der Künstler auch unter schwierigsten Bedingungen in der Natur. Im Mittelpunkt stand das flüchtige Wechselspiel atmosphärischer Stimmungen. Auch die vorliegende Arbeit, mit 5.500-7.000 Euro geschätzt, zeugt vom Interesse des Künstlers an ländlicher Idylle und bäuerlicher Architektur sowie von seiner impressionistischen Farb- und Formauflösung, es zeigt eine schneebedeckte Winterlandschaft in klarer, heller Luft.
Vom künstlerischen Schaffen Wilhelm Dodels, einem der begabtesten Schüler von Otto Dix, sind kaum Werke überliefert – ein Umstand, der einerseits dem großen Anteil von kurzlebiger Agitations- und Theatermalerei des Künstlers bis zu Beginn der 1930er Jahre geschuldet ist, sich andererseits durch seinen tragischen frühen Tod im Zweiten Weltkrieg mit fast gleichzeitiger Vernichtung seines Werkes durch die Bombenangriffe auf Dresden begründet. Insofern ist es höchst selten, dass ein malerisches Werk des Künstlers zur Versteigerung kommt. Das kleinformatige "Stillleben mit Trichterwinde", wohl um 1933 entstanden, hat eine Schätzung von 2.200 Euro. Von Dix übernahm Dodel den Einsatz feinster Pinselarbeit in der abschließenden Malschicht zur Darstellung von Details. Er folgte seinem Lehrer jedoch nur eine Zeit lang und bemühte sich um eine persönliche künstlerische Handschrift.
Die bildnerischen Arbeiten Heinz Zanders, einem wichtigen Vertreter der Leipziger Schule, gleichen "Inszenierungen, denen der Formenreichtum des Welttheaters, der Kunst- und Literaturgeschichte, der Mythologie, Sagen- und Märchenwelt zugrundeliegt" (Hammer 1995). Als phantasievoller Experimentator zitiert Zander in seinen Arbeiten in vielfältiger Weise tradierte Bildformeln der Kunstgeschichte und verarbeitet sie zu neuen Bildfindungen. Bei dem zur Auktion kommenden Gemälde aus dem Jahr 1987 ist schon der ikonische Titel "Primavera" eine Allusion auf Botticellis Meisterwerk. In seiner künstlerischen Staffage stellt es eine surreal-neuzeitliche Vision der komplexen Liebes- und Fruchtbarkeitsikonografie des Renaissancebildes dar und bringt sie in einen neuen strukturellen und rätselhaften Zusammenhang. Das Grotesk-Komische, das Ironische und auch das Grausige erzeugen hier in malerischer Detailschärfe die eigenartige Faszination des Bildes. Das beeindruckende Gemälde wird neben zwei anderen malerischen Werken des Künstlers mit einer Schätzung von 12.000 Euro angeboten.
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05.12.2020Auktion »
65. Kunstauktion - 19. September 2020
Vorbesichtigung ab 08. September, Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 10-16 Uhr