Aukton
Brautschatz der Tochter eines Lehensfürsten aus Kyûshû, einem Zweig des Tokugawa-Clans. Seit ca. 1860 in Familienbesitz
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Auktion14.11.2019 - 16.11.2019
Ein fürstlicher Brautschatz aus dem fernen Osten
Japan um 1850. Noch regierte der Shogun aus der Tokugawa-Dynastie. Die Familie kam 1603 an die Macht, mit ihr beginnt die Edo-Epoche, die bis 1868 dauerte. Die Shogune gab‘s seit dem 12. Jh. Ursprünglich waren es militärische Führer, die faktisch mit der Zeit sich zu den eigentlichen Regenten im Land der aufgehenden Sonne aufschwangen. Unter den Tokugawa wurde das Amt erblich, die Kaiser hatten im Land kaum mehr etwas zu sagen. Sie residierten in der alten Kaiserstadt Kyoto, während die Tokugawa-Shogune den einst völlig unbedeutenden Fischerort Edo zur heutigen Hauptstadt Tokyo ausbauten. Diese zählte schon im späten 18. Jh. über 800‘000 Einwohner, mehr als das damalige London. Unter den Shogunen der Edo-Periode schloss sich Japan weitgehend gegen aussen ab. Und doch gab es einige wenige freie Handelszonen wo westliche Seefahrer-Nationen ihre Stützpunkte einrichten konnten.
So die Portugiesen, die Engländer und die Holländer. Im späten Edo-Shogunat erarbeiteten sich auch die Deutschen eine hervorragende Stellung in Japan. Seit dem 17. Jh. waren vereinzelt deutsche Persönlichkeiten in Japan tätig, dies für die Niederländische Ostasien-Kompanie, die in der Nähe von Nagasaki auf einer streng abgeschotteten Insel arbeiteten. Berühmt wurde Philipp Franz von Siebold (1796–1866), der als Forscher und Vater der Japanologie auch eine umfangreiche Sammlung aufbaute, die sich heute in verschiedenen Museen Europas erhalten hat. Misstrauisch wurden Siebolds Gastgeber allerdings, als er verbotenerweise japanisches Kartenmaterial zu sammeln begann. Der Forscher wurde mit Frau und Kind des Landes verwiesen und durfte erst 1859 erneut einreisen. In den 1850er-Jahren änderte sich viel.
Die USA erzwangen im Juli 1853 diplomatische Beziehungen in dem sie vor Tokyo mit vier schwarzen Schlachtschiffen auftauchten. Mit ihrer Kanonenboot-Politik setzten sie das schwache Shogun-Regime unter Druck. Auch andere Länder konnten nun Abkommen wie die USA abschliessen. Das brachte Japan wieder zurück auf die Weltbühne. 1868 war Schluss mit den Tokugawa-Shogunen. Ein Umsturz «von oben» brachte den Tenno wieder an die Macht, das Zeitalter des Meiji begann. Der erst 16-jährige Kaiser Mutsuhito, der Ururgrossvater des heutigen Kaisers, bzw. dessen Entourage, entmachte und enteignete weitgehend die bisherigen Landesfürsten, die sich aus den alten Samurai-Dynastien rekrutierten. Die Modernisierung des feudalistischen und rückständigen Landes nahm nun einen schnellen Verlauf. Für initiative Japaner und clevere Zuwanderer begannen goldene Zeiten. Unter den Ausländern gab es viele deutsche Berater bis in die Umgebung des Tennos, die die Verwestlichung des Landes forcierten. Unter ihnen befand sich seit 1856 auch der Preusse Heinrich Friedrich Schoene (1838–1896).
Der noch nicht zwanzigjährige Sohn eines Chirurgen und Arztes, der auch im bis 1848 preussischen Neuenburg tätig war, verkehrte bald einmal in den besten japanischen Kreisen. So kam es um 1885 zur Heirat mit der 1858 geborenen Tori Tanabe, der Tochter eines der 1868 entmachteten Lehensfürsten (Daimyo) unter den Shogunen. Toris Familie regierte über ein grösseres Gebiet auf der Halbinsel Kii. Ihr Clan gehörte als Seitenzweig zur grossen Tokugawa-Dynastie. Selbstredend, dass eine so vornehme Braut standesgemäss ausgestattet werden musste. Ihrem trotz Umstürzen immer noch hochadeligen Status entsprechend erhielt Tori Tanabe von ihren Eltern in grosser Menge alles was zu einem fürstlichen Haushalt gehörte: Keramiken für die Teezeremonie und Ikebana, eine Daimyo-Uhr, lebensgrosse buddhistische Figuren, zahlreiche Kimonos für die Hausherrin und das Personal, viele Kleinmöbel, Lack-Arbeiten aller Art, Bildrollen, Holzschnittbücher, Schreibkästen, Räucherwerk und zahlreiche weitere Artikel des täglichen Bedarfs. Dazu, besonders interessant, ein Kartenspiel mit Gedichten und ein Transportrohr mit dem Tokugawa-Wappen. Wohnsitz nahm das junge Paar in Yokohama, damals eine aufstrebende Handelsmetropole mit vielen ausländischen Firmen und Bewohnern. Drei Kinder wurden dem Paar geboren: Henri, Anna und Jean. Durch den frühen Tod beider Elternteile, Heinrich starb mit 58 Jahren anfangs 1896 und 1897 folgte ihm die noch nicht vierzigjährige Tori, wurden die Kinder Vollwaisen und kamen in die Schweiz. In welcher Umgebung sie nun lebten ist nicht bekannt. Tochter Anna kam später zur Ausbildung in ein Pensionat nach Neuenburg, kehrte aber danach wieder nach Japan zurück. 1917 heiratete sie einen in Paris geborenen und seit 1906 in Yokohama wohnhaften Auslandschweizer. Das Paar lebte auf einem schönen Besitz in der Handelsmetropole. 1923 zerstörte ein verheerendes Erdbeben die grosse, im «west-östlichen Stil» gebaute Villa. Der Erste Weltkrieg und die unruhigen Zwischenkriegsjahre veranlassten eine Übersiedlung der Familie in die USA.
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