Schmidt Kunstauktionen Dresden 61. Kunstauktion - 21. September 2019
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Auktion21.09.2019
Europäische Vielfältigkeit ist ein Motto, unter welchem die 61. Kunstauktion am 21. September 2019 steht. Mit knapp 1.100 Losen wird ein breites Angebot an Werken der Bildenden Kunst des 17. - 21. Jahrhunderts sowie des europäischen und asiatischen Kunsthandwerks zum Aufruf kommen.
Der sächsische Hofmaler Johann Alexander Thiele, maßgeblich gefördert von dem sächsischen Minister Jacob Heinrich Reichsgraf von Flemming, ist mit einer der bedeutenden erhaltenen großen Stadtprospekte und der einzigen nachweisbar erhaltenen Ansicht der Stadt Pirna "Pirna - Blick auf den Sonnenstein", um 1720, Öl auf Leinwand, vertreten. Malerische Werke Thieles gelangen nur sehr selten auf den Auktionsmarkt, eine vergleichbare Stadtansicht ist bisher noch nie verzeichnet worden. Wenngleich der Maler die spätestens seit Bernardo Bellotto prominente Ansicht der Stadt an der Elbe insgesamt sechsmal gemalt hat, ist doch der Verbleib aller dieser Gemälde bis heute ungeklärt, nur zu einem sind Abbildungen überliefert. Insofern bleibt mit Spannung abzuwarten, wie das mit 12.000 Euro taxierte Frühwerk vom Sammlerpublikum aufgenommen werden wird.
Zu seinen Hauptwerken ist das 1938 vollendete, jedoch deutlich früher begonnene und stilistisch der Neuen Sachlichkeit zugehörige Gemälde "Reitpartie nach Goppeln", Öl auf Leinwand, Schätzung 30.000 Euro, des Malers Bernhard Kretzschmar zu rechnen, welcher wiederum zu den wichtigsten Dresdner Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jh. zählt. Das Werk ist für Kretzschmar charakteristisch, sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht. Es gehörte zu den philosophischen Grundüberzeugungen des Künstlers, dass er in seiner nächsten Umgebung die ganze Welt beschlossen fand, so dass sein künstlerisches Sehen und Gestalten in einer für sein gesamtes Schaffen bestimmenden Weise durch seine Heimat geprägt wurde. Der freie Blick über die Felder und um Dresden liegenden Dörfer Gostritz, Mockritz und Goppeln vermittelte ihm ein Gefühl der Freiheit und Klarheit. Das Motiv der Straße, auf das er immer wieder zugriff, verweist gleichnishaft auf den Weg des Lebens.
Die bulgarische Stadt Plowdiw, in diesem Jahr zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt, zählt zu den ältesten, durchgehend besiedelten Städten Europas. Der Leipziger Künstler Günter Richter zeichnete das Motiv der "Dentistengasse" zeichnete bereits im Jahr 1986 und setzte es nach der politischen Wende 1990 nochmals in Öl um. Das großformatige Gemälde ist eine Momentaufnahme der verfallenden Bausubstanz des beliebten Urlaubsziels, wie ein "zahnloses Gebiss" wirken die Fassaden und bewegten Richter zu der Betitelung "Dentistengasse". Ruinendarstellungen definieren einen großen Anteil im Oeuvre des Künstlers. Vereinzelt oder aufgereiht markieren dabei Personendarstellungen einen lebendigen Gegensatz zur toten Bausubstanz. Mit der hingegen menschenleeren Straße reiht sich die "Dentistengasse" somit in besonderer Weise in das Werk des Künstlers ein, Schätzung 4.800 - 6.000 Euro.
Im März 2017 erzielte unser Haus mit einem Zuschlag von 240.000 Euro zzgl. Aufgeld für das Aquarell "Landschaft, Marine in Halmstadt", 1917, des schwedischen Künstlers Gösta Adrian-Nilsson ein sensationelles Ergebnis. Mit gleicher Provenienz ausgestattet, kann nun ein zweites Werk dieser Schaffensphase des Künstlers angeboten werden. "Telefonturm", Aquarell, 1917, zeigt die eindrucksvolle Auseinandersetzung GANs mit dem 1887 errichteten alten Telefonturm in Stockholm, welcher von seinem Atelierfenster aus gut zu sehen war. Das Werk trägt rückseitig das Etikett der Galerie "Der Sturm" von Herwart Walden, Berlin, und war offensichtlich von Adrian-Nilsson im Vorfeld der 58. Kunstausstellung der Galerie eingereicht worden. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, welches Ergebnis das mit 30.000 - 50.000 Euro geschätzte Blatt erzielen wird.
Ein weiteres Highlight ist die Radierung "Matrose und Mädchen" von Otto Dix, entstanden im Jahr 1920. Dix erlebte den Ersten Weltkrieg als Soldat an der Front. Durch die "wahnsinnige Übung von vier Jahren", wie Dix diese Zeit selbst nannte, erwarb er sich ein künstlerisches Formenreservoir, eine manuelle Perfektion sowie eine absolute Sicherheit des optischen Zugriffs. So schuf Dix nach 1918 in einer Phase produktiver Freiheit in direktem Kontakt mit seiner gesellschaftlichen Umwelt Arbeiten von provokativer Schärfe und Eindringlichkeit: drastische sozialkritische Darstellungen als Ausdruck einer desolaten Zeitstimmung. Es sind grotesk deformierte Gestalten, Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten wie Dirnen, Matrosen, Spieler, Arbeiter, Zirkusgestalten sowie vornehme Großstädter, die bei Dix agieren. Radikal, oft in ironischer und parodistischer Weise legt der Künstler in seinen Arbeiten psychologische Wahrheiten frei. Der Künstler sezierte dabei mit der Radiernadel wie mit einem Skalpell. Das Blatt, ursprünglich als Teil einer Mappe mit fünf Radierungen erschienen, ist mit 20.000 Euro geschätzt.
Aus dem Nachlass des Berliner Schriftstellers Willi Bredel stammt Ernst Barlachs Bronzeplastik "Die lesenden Mönche II (Die Buchleser)". Der Autor war eng mit dem Verleger Peter Emil Erichson befreundet und erhielt die Figur von diesem geschenkt. Erichson war maßgeblich an der Förderung zahlreicher mecklenburgischer Künstler -so auch Ernst Barlach- beteiligt. Im Zuge der Beschäftigung mit der Werkgruppe der lesenden Mönche wurde der Bildhauer von einer sakralen Holzskulptur des frühen 14. Jh. inspiriert. Das Model entstand 1921, die Bronze wurde als eines von 20 Exemplaren zwischen 1929 und 1938 von der Gießerei Noack, Berlin, gegossen. Geschätzt ist das Werk mit 12.000 Euro.
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21.09.2019Auktion »
61. Kunstauktion - 21. September 2019 Vorbesichtigung ab 12. September, Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 10-16 Uhr