Vorbericht zur großen Kunstauktion Nr. 172 am 1./2. und 8. September 2018
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Auktion01.09.2018 - 08.09.2018
Zu den Highlights auf dem Gebiet der angewandten Kunst gehören in dieser Auktion mehrere Objekte der 1920 Jahre. Hierzu zählen zwei seltene monumentale Porzellan-Großfiguren - ein „Gute Zeiten“ („Der Spott“) betitelter Drache nach einem Modell von Hugo Meisel und ein von Arthur Storch modellierter ste- hender Hahn aus dem Jahr 1921. Sie stammen aus einer Folge von insgesamt 16 Tierfiguren bzw. Fabeltieren, die im Zuge der plastischen Ausschmückung des als Messehaus genutzte „Por- zellan-Palais“ in Leipzig entstanden, mit der die Aelteste Volk- stedter Porzellanmanufaktur beauftragt wurde. Seit den Meisse- ner Großfiguren Kirchners und Kaendlers für August den Starken hatte niemand mehr den Versuch gewagt, derartige Sonderleis- tungen künstlerischer und technischer Kunstfertigkeit zu schaf- fen. Die Fertigung der zum Teil über 2 Meter hohen Porzellan- figuren stellte eine besondere Herausforderung beim Brand dar, wodurch seinerzeit nur wenige Exemplare ausgeformt wurden. Den Wert des auf 35.000,- Euro geschätzten spottenden Dra- chen steigert zudem die Provenienz – er stand im Archiv der Manufaktur (Lot-Nr. 468).
Traditionell eine der Stärken von Schloss Ahlden ist stets eine um- fassende, glanzvoll bestückte Porzellan-Offerte, exzeptionell ist dieses Mal eine bedeutende Sammlung von Objekten mit Schnee- ball-Dekoren des 18. und 19. Jhs.; Prunkstücke sind zwei imposan- te, 84 cm hohe Deckelvasen mit großen Pirio-Figuren nach Kaend- ler-Entwürfen (Lot-Nr. 583-84; Taxe jeweils 85.000,- €). Nur ganz selten ist es, dass komplette Einrichtungs-Ensembles aus der Zeit des Jugendstils bzw. aus der Epoche des Bauhauses und des Art Déco erhalten bleiben. Aus unmittelbaren Familienbesitz konnte eine 1920-1922 ausgeführte umfangreiche, 25-tlg. Speisezimmer- einrichtung nach einem künstlerischen Entwurf von Professor Lud- wig Vierthaler akquiriert werden (Lot-Nr. 502; Taxe 14.000,- €). Das aufwändig in Obstholz gearbeitete Mobiliar und die in Bronze bzw. Messing ausgeführten Lampen stammen aus der Stadtvilla des Gründers und Generaldirektors der Giro- bankzentrale in Hannover Richard Schöne. Vierthaler, der bereits 1914 den Bahlsen-“Keks-Pavillon“ auf der legendären Werkbund- ausstellung in Köln gestaltet hatte, prägte in den 1920er Jahren nicht nur durch zahlreiche architektonische Bildhauerarbeiten das Stadtbild Hannovers, sondern war auch Lehrer an der Kunstge- werbeschule und Professor an der Technischen Hochschule.
Neben der Berliner, Düsseldorfer und Münchener Malerschule wird die Kunst des 19. Jhs. international insbesondere durch Werke russische Maler repräsentiert. Neben Marinemalerei von Alexey Bogolyubov (Lot-Nr. 1169; Taxe 18.000,- €) und Ivan Aivasovsky (Lot-Nr. 1170; Taxe 45.000,- €) fasziniert den Betrachter u. a. ein detailreiches Moschee-Interieur von Vasily Vereshchagin (Lot-Nr. 1173; Taxe 65.000,-). Emile Bernard, ein Künstlerfreund Paul Gauguins und Vincent van Goghs, schuf 1887 seine frühe, impressionisti- sche Winterlandschaft mit fahrendem Zug (Lot-Nr. 1179; Taxe 2.400,- €); einer der wichtigsten Künst- ler der Haager Schule war Bernardus Blommers, von dem die motiv- und stiltypische Szene „Fischerfami- lien beim Entladen des Fangs am Strand von Sche- veningen“ stammt (Lot-Nr. 1253; Taxe 38.000,- €).
Die unbeschwerte Heiterkeit des Nordens spiegelt der „Sommerabend am Strand von Skagen“ des be- deutenden dänischen Impressionisten und Haupt- meisters der Skagener Künstlerkolonie Peder Severin Krøyer wider - ein ganzfiguriges Bildnis der Frau des Künstlers Marie Krøyer aus dem Jahr 1892. Dieses Gemälde gehört zu einer Gruppe von 1892 bis um 1900 entstande- nen Strandbildern Krøyers, in denen er die stimmungs- vollen Sommerabende in Skagen einfing und sich selbst, seine Frau und die Skagener Künstlerkollegin Anna An- cher schilderte (Lot-Nr. 1243; Taxe 38.500,- €).
Gabriele Münter, deren Oeuvre eng mit mit dem Blauen Reiter und Wassily Kandinsky verbunden ist, schuf zeitle- bens eine Fülle von Stillleben. Ihr charakteristisches „Blu- menblatt“ aus dem 1959 gehört zu einer Werkreihe von Stillleben, bei denen die Expressionistin als Ausdruck ih- rer noch im hohen Alter immensen Lebensfreude Blumen mit Spielzeug kombinierte (Lot-Nr. 1267; Taxe 8.500,- €).
Die deutsche Bildhauerkunst der Moderne ist mit Arbei- ten von Fritz Klimsch, Gerhard Marcks und Renée Sinte- nis namhaft vertreten. Der 1932 geschaffene, tapsisige „Junge Bär“ von Sintenis kann in einem in einem frühen Noack-Guss der 1930er-Jahre angeboten werden (Lot-Nr. 350; Taxe 7.500,- €). In der Nachkriegszeit zur wurde er zu einer wahren Symbolfigur für Berlin - der „Junge Bär“ wurde 1953-1959 als Berlinale-Bär der Berliner Fimfestspiele vergeben; zugleich diente der „Junge Bär“ als Geschenk des Landes Berlin an herausragende Persönlich- keiten.
Seltenes Prunkstück in einer in Jahrzehnten zusammengetrage- nen, in Moskau und im internationalen Kunsthandel erworbenen Ikonen-Sammlung ist eine außergewöhnlich großformatige und überaus vielfigurige Jahres-Ikone um 1800 (Lot-Nr. 2235; Taxe 9.000,- €). Einen besonderen Schwerpunkt unter den Asiatika mit 300 Posi- tionen bilden ca. 100 indische Objekte und Gemälde, die ein deutscher Bankdirektor während seines über 20-jährigen Auf- enthalts in Indien zusammentrug. Connaisseure chinesischer Kunst finden Steinzeug und Porzellan mit kunstvollen Glasuren und der Dekoren von der Tang-Zeit bis zur Kang-Hsi-Periode. Bereits im Barock weckte die chinesische Porzellankunst die Begierde europäischer Fürsten wie ein großen Teller mit „Famille rose“-Dekor und Johanneums-Nummer aus dem Besitz August des Starken zeigt. (Lot-Nr. 757; Taxe 2.400,- €). 
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01.09.2018 - 08.09.2018Auktion »
Grosse Kunstauktion Nr.172 am 1./2./8. September 2018
Vorbesichtigung: 19. - 30.08., von 14 bis 18 Uhr