Sammlung Nagel
Sammlerteppiche und Ethnologica Jubiläumsauktion 40 Jahre
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Auktion08.09.2015
Alles begann 1968 mit einer Einlieferung erlesener kaukasischer Teppiche aus einer russischen Emigrantensammlung im Zuge der Stuttgarter Kunst- und Antiquitätenauktion. Der große Erfolg bei der Versteigerung brachte ein erhebliches Medienecho. So wurden etwa die Ergebnisse Nagels, als einzigem deutschem Auktionshaus, im vielbeachteten Orientteppich-Journal „Pazyryk“ (Brüssel 1968) berücksichtigt. Zahlreiche interessante Einlieferungen internationalen Formates folgten, wodurch sich Nagel als angesehener Spezialist für Sammlerteppiche einen Namen machte.
Eine gleichermaßen bedeutende wie umfassende englische Teppich-Kollektion gab 1975 schließlich den Anlass, gesonderte Spezialauktionen für Sammlerteppiche und den Aufbau einer exklusiven Expertenabteilung zu lancieren - mit durchschlagendem Erfolg. Nagels verantwortliche Teppichexperten Doris Eder und Uwe Jourdan glänzten mit Fachartikeln und Publikationen, die heute zu den Standardwerken der Teppichliteratur gezählt werden. Unter den früheren Zuschlägen weiß nicht zuletzt das Resultat eines seltenen „Schachbrett“-Teppichs zu 665.000 DM noch immer zu überzeugen.
Zum 40jährigen Sammlerteppich-Jubiläum freut sich Nagel Auktionen ausgesuchte Stücke aus der privaten Teppichkollektion seines einstmaligen Inhabers, Namenpatrons und Spartenvaters Gert K. Nagel anbieten zu können.
Gert K. Nagel, durch Funk- und Fernsehauftritte sowie Fachpublikationen einem breiten Publikum bekannt, zählt zur Generation universalgelehrter Kunstverständiger. Sein vielseitiges Interesse spiegelt sich in hohem Maße in seiner breitgefächerten wie qualitativ hochwertigen Sammlung wider, deren Repertoire an Manufaktur-, Nomaden- und Dorfteppichen von Westanatolien bis Asien, von Kasachstan bis Indien reicht. Neben einem aufwendig gearbeiteten Tekke Zeltband (Turkmenistan, um 1900, 1200 x 32 cm, Schätzpreis 2.000 €) und einem musealen Kelley aus dem 18./19. Jahrhundert (Aserbaidschan, 552 x 253 cm, Schätzpreis 3.000 €), gelangt unter anderem ein Mashair Kirman Bildteppich mit Galerie der Schahs von Persien (Südpersien, um 1910, 241 x 145 cm, Schätzpreis 3.000 €) zum Aufruf. Glanzlicht der Kollektion ist jedoch zweifellos ein archaischer Swastika-Kasak mit zwei hellgrünen und sieben azurblauen Wirbelornamenten. Diagonalbalken mit Spiralmotiven und weiße Hakenrauten fügen sich in das als unendlicher Rapport anzusehende, prägnante Muster ein. Kleinornamente wie die mehrfarbigen Rauten, verschiedene Hakenformen sowie Würfel und S-Motive bereichern den Fond und die großen Ornamente mit ihren prägnanten Spiralfortsätzen, deren Ursprung wohl in altertümlichen Tierwirbel-Amuletten zu sehen ist. Umrahmt wird das Innenfeld von einer breiten Bordüre mit drei reziprok gezeichneten Borten, wie man sie oft bei Bordjalou-Kasaks findet. Für die exzellente Arbeit aus dem 19. Jahrhundert, 1979 als Nr. 2 in Doris Eders Standardwerk Kaukasische Teppiche publiziert, ist eine Taxe von 10.000 € veranschlagt (Kaukasus, 227 x 186 cm). Bei den angebotenen 60 Exemplaren der Kollektion handelt es sich um eine Auswahl. Weitere Teppiche, Kunstobjekte und Antiquitäten der Sammlung Gert K. Nagel kommen in einer großen Sonderauktion zu Nagels 80. Geburtstag im Januar 2016 zur Versteigerung. Zu den herausragenden Einzeleinlieferungen der Auktion ist hingegen zunächst insbesondere ein prächtiger, 12,70 x 6,05 m Kirman Palastteppich aus dem beginnenden 20. Jahrhundert zu einem Schätzpreis von 80.000 € zu zählen. Mit imposanten 77m² weiß er schon durch seine schiere Größe zu beeindrucken. Das Muster der südpersischen Knüpfarbeit folgt den Vasenteppichen des 16./17. Jahrhunderts und zeigt eine reiche Palette an Farben wie Tiefblau, Hellblau, Rosenrot, Rosa, Braun, Gelb, Creme oder Elfenbein. Das Innenfeld gibt den Ausschnitt auf einen unendlichen Rapport aus mehrpassig geschwungenen und mit Palmetten, Vasen und Rosetten belegten Medaillons frei. Diese sind in einem mächtigen Rankenwerk mit kleinen Blüten und großen Palmetten integriert, in dem auch blumengefüllte Vasen zu finden sind. Die für das Design namensgebenden Vasen weisen alle in eine Richtung, so dass der Rapport als aufsteigendes Muster zu lesen ist. Die Bordüre zeigt in umlaufender Wiederholung einen blütenreichen Strauch, der von Vögeln, Palmetten und Zypressen flankiert wird. Bei einer Gesamtzahl von rund 28 Millionen Knoten dürften etwa 6 hauptbeteiligte Personen gut 4-5 Jahre bis zur Fertigstellung des vermutlich als Auftragsarbeit gefertigten Stückes geknüpft haben.
Der Werkstätte der berühmten persischen Knüpfmeisterfamilie Mohtascham entstammt ein Keschan, der laut datierter Signatur 1902 n. Chr. (1320 A.H.) auf Bestellung eines gewissen Ahmad Hiza angefertigt wurde. Augenfällig sind vor allem die gleichermaßen außergewöhnlich wie seltene Kombination sich bis in die Bordürenornamentik fortsetzender altpersischer und christlicher Motivik sowie der exzellente Zustand der auf 6.000 € taxierten Arbeit (Persien, 206 x 139 cm).
Mit einem zu erwartenden Mindestgebot von 10.000 € kommt demgegenüber ein exquisiter Seidentäbris um 1910 zum Aufruf. Der prunkvolle Luxusteppich besticht mit einer überaus gelungenen Komposition um das zentrale Medaillon auf ziegelrotem Feld gruppierter Tierkampfszenen mit von großen Vogeldarstellungen durchzogenen hellgrundiger Bordüre (Nordwestpersien, 194 x 137 cm). Attraktive 9.500 € stehen für einen sogenannten Tschelaberd Adler-Kasak zu Buche. Der um 1900 im kaukasischen Karabagh-Gebiet gefertigte, mustergültige Vertreter dieses beliebten Teppichtypus wird in prachtvollem Erhaltungszustand aus einer hessischen Privatsammlung aufgerufen (227 x 154 cm).
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726 | Sammlerteppiche & Ethnologica 08. September 2015
Besichtigung: 05. - 07.09.2015