Von Max Lieber
Von Max Liebermann bis Gerhard Richter
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Presse13.11.2006 - 05.12.2006
München (kk) - Große Namen und ausgezeichnete Qualität bestimmen das Bild der Münchner Ketterer Kunst Auktion Modern Art & Post War am 05. Dezember 2006 im HVB Forum, Kardinal-Faulhaber-Str. 1. Von Liebermann und Modigliani über Nolde und Heckel bis Rauch und Richter reicht das Angebot der rund 300 Objekte mit Schätzungen bis € 300.000.
An der Spitze der Offferte der Modernen Kunst steht Max Liebermanns um 1924 entstandenes und mit € 200.000-300.000 taxiertes Werk “Spaziergänger am Wannseufer”. Das Ölgemälde besticht nicht nur mit seiner lichtdurchfluteten Atmosphäre, sondern auch mit dem reizvollen Gegensatz zwischen der statuarischen Personenstaffage am beruhigend grünen Seeufer und den geblähten Segeln, denen der Künstler mit kräftigen Pinselschwüngen Dynamik verlieh.
Neben Lovis Corinths Aquarell “Blaue Vase mit Anemonen” (Taxe: € 40.000-50.000) entstand 1905 - ebenfalls in bester impressionistischer Maltradition - Alexander Koeesters mit € 90.000-120.000 angesetztes Ölgemälde “Große ruhende Enten”. Nur wenige Künstler lassen sich so mit einem Themenkreis identifizieren, dennoch scheint es hier so, als ob der Bildgegenstand nicht notwendigerweise die Hauptrolle spielt. In Koesters besten Schöpfungen, zu denen diese Arbeit sicherlich zählt, liegt das Augenmerk vor allem auf der Auseinandersetzung mit Licht und Farbe.
Mit intensiver Farbgebung besticht auch Alexander Bechtejeffs Ölgemälde “Die Kurtisane”, die mit € 110.000-130.000 eine kleine Serie von Arbeiten russischer Künstler anführt. (siehe dazu separate Pressemitteilung).
Mit einer Taxe von € 80.000-120.000 geht Amedeo Modiglianis “Cariatide” aus dem Jahr 1913 ins Rennen. Im Reigen seiner Karyatiden nimmt sich die zarte Bleistiftzeichnung als besonders ätherisch aus. Die ungewöhnlich fein gefertigte Arbeit offenbart ein schlankes Wesen, das dem eigentlichen Sinn einer Karyatide rein optisch nicht zu entsprechen scheint. Modiglianis Gespür für die elegante gestreckte Form hat hier die Oberhand gewonnen und bezaubert den Betrachter mit ihrer klassischen Schönheit.
Im Gegensatz dazu steht Hans Purrmanns farbintensives Ölgemälde “Hafen von Porto d’Ischia”, das mit einer Schätzung von € 60.000- 80.000 angeboten wird. Der Künstler gibt sich hier ganz seiner Neigung zu Fläche und Frarbe hin und findet mit einer zunehmenden Verdichtung der Malweise zu dem für seine späten Jahre charakteristischen Stil.
Für Spannung im Auktionssaal dürfte auch Erich Heckels mit € 65.000-75.000 taxierte Temperaarbeit “Felsen bei Biarritz” aus dem Jahr 1929 sorgen. Hier deutet sich bereits an, wie des Künstlers neues Gefühl für den Raum und eine stärkere Wertigkeit der Einzelform künftig eine zunehmende Komplexität im Bildaufbau bedingt.
Ähnlich hoch wird Emil Noldes Aquarell “Blumen” (Taxe: € 60.000-70.000) eingeschätzt, das mit seinem hellen, nicht weiter definiertem Hintergrund die Aufmerksamkeit allein auf die Pflanzen lenkt und sie in ihrer reinen Farbigkeit zum Strahlen bringt.
Ausdruck seiner Suche nach Ruhe und Harmonie sind die von Karl Hofer “Sommerbilder” genannten Tessiner Werke. Darunter fällt auch seine um 1928 entstandene “Tessiner Landschaft”, die das Angebot mit einer Taxe von € 50.000-70.000 bereichert.
Abgerundet wird die Moderne Kunst u.a. mit Werken von Max Beckmann, Albert Birkle, George Grosz, Alfred Kubin, Ewald Mataré, Franz Radziwill, Lesser Ury und Alfons Walde.
Den zeitgenössischen Teil der Auktion führt eine vieldeutige Bleistiftarbeit mit Öl von Gerhard Richter an. Sein mit € 250.000-300.000 taxiertes “Porträt von Günther Uecker” entstand 1968, als er sich mit dem portätierten Freund ein Atelier teilte. Während die Quadrierung dem Betrachter 1 den Charakter einer Vorzeichnung suggeriert und die Wischungen des Bleistifts an die Fotografie erinnern, führt der abgewandte Kopf des Dargestellten den Gedanken des Porträts ad absurdum.
An der Spitze im Bereich der Skulptur steht mit einer Schätzung von € 180.000-240.000 Pierre Soulages’ 1975 entstandene “Bronze I” (siehe dazu separate Pressemitteilung).
Beeindruckend ist auch eine Arbeit von Emil Schumacher. Sein 1979 entstandenes “Kabul” verdeutlicht exemplarisch, wie es dem Künstler gelang, durch die Bearbeitung der Materie diese zur Bildwirklichkeit zu transformieren und gleichzeitig den Schaffensprozess spürbar werden zu lassen. Die Taxe für die Öl- und Sandarbeit liegt bei € 60.000-80.000.
Ebenso hoch ist auch eine titellose Pinselzeichnung von Franz Kline angesetzt. Die gestische Abstraktion, die das 24,4 x 17 cm kleine Werk bestimmt, ist eines der wichtigen Merkmale in den späten Arbeiten des Künstlers, obwohl sie in ihrer Dramatik auch an die Bilder aus seiner gegenständlichen Phase erinnert.
Eine Vielzahl von Assoziationen lassen Martin Kippenbergers Latex- und Gummibilder zu. So auch seine 1990 entstandene Arbeit “OhneTitel”, die bei einer Schätzung von € 50.000- 70.000 den Besitzer wechseln könnte. Durch die Pigmentierung der Latexschicht wirkt das Werk fast monochrom, überschreitet aber mit seinem reliefartigen Charakter, der eine ungeahnte Verletzlichkeit zum Ausdruck bringt, die Grenzen zur Skulptur und zum Objekt.
Abgerundet wird die Post War - Offerte u.a. von Imi Knoebels “Chicago Gelb” (Taxe: € 40.000- 60.000), einem frühen Selbstbildnis von Neo Rauch (Taxe: € 40.000-60.000) und Gerhard Richters “Rot-Blau-Gelb” (Taxe: € 30.000- 50.000) sowie Werken von Julius Bissier, Rupprecht Geiger, Hans Hartung, Jörg Immendorff, Imi Knoebel und Fritz Winter.
Die Vorbesichtigung ausgewählter Werke ist in folgenden Städten möglich:
Hamburg, Ketterer Kunst, Meßberg 1 17.11. 10-18 Uhr 18-19.11. 11-17 Uhr 20.-22.11. 10-18 Uhr Berlin, Ketterer Kunst, Fasanenstr. 70 24.11. 11-18 Uhr 25.-26.11. 11-16 Uhr 27.11. 11-18 Uhr 28.11. 11-17 Uhr