Hamburg (kk) – Eine nette Geste sollte sie wohl sein, die kleine Zeichnung, die Pablo Picasso um das Titelblatt zu Jaime Sabartés’ “Las meninas y la vida” konstruierte. Jetzt kommt sie mit einer Schätzung von € 20.000-25.000 in der Auktion Modern Art & Post War am 27. Oktober 2006 bei Ketterer Kunst im Hamburger Meßberghof 1 unter den Hammer.

Die am 04. Februar 1970 spontan gefertigte Farbkreidezeichnung mit dem Titel “Vieux roi couronné” wirkt durch die kräftigen, frisch gebliebenen Farben sowie durch die spielerische Leichtigkeit, mit der sie angefertigt wurde. Der sichere Strich und die originelle Einbeziehung des Titeltextes zeugen von der professionellen Arbeitsweise, mit der Pablo Picasso dieser Arbeit ihre ganz besondere Note verleiht.

Insgesamt kommen in der Ketterer Kunst Auktion, die sich erstmals ausschließlich der Modernen Kunst sowie der Zeitgenössischen Kunst nach 1945 widmet, über 1000 Objekte mit Schätzungen bis zu € 50.000 zum Aufruf.

An erster Stelle ist hier Emil Noldes Aquarell “Seestück mit Segelboot” aus dem Jahr 1946 zu nennen, das mit € 40.000-50.000 die Auktion anführt. Gänzlich von der Kraft der Farben getragen, zeigt die 22,4 x 27 cm große Komposition in ihrer sinnlichen, gelb-orangenen Farbenpracht eine ganz neue Seite der Nordsee.

Ebenfalls ganz oben angesiedelt ist Ernst Wilhelm Nays “Dans la Campagne”. Die 1947 entstandene Gouache ist mit € 20.000-30.000 geschätzt und steht in enger Verbindung mit dem gleichnamigen Ölgemälde, das sich im Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg befindet. Daneben ist Nay noch mit 30 weiteren Arbeiten vertreten, deren Schätzungen zwischen € 400 und € 15.000 liegen.

An der Spitze im Bereich der Skulptur ist ein Frühwerk von Arno Breker zu finden. Seine Bronze “Träumerei” von 1932 ist mit € 20.000-25.000 taxiert.

Daneben erinnert eine hellgrau patinierte Gipsfigur mit dem Titel “Kleine Liegende mit aufgestütztem Kopf” an Werke aus Pablo Picassos klassischer Periode. Ihren ganz besonderen Reiz macht der Gegensatz der dramatisch herausgearbeiteten Körperlichkeit zu dem ruhigen, betont klassischen Profil aus. Das Werk von Karl Hartung aus dem Jahr 1948 wird mit einer Taxe von € 18.000-24.000 offeriert.

Zum gleichen Schätzpreis könnte Erich Hausers Edelstahl-Plastik “Ohne Titel” erworben werden. Allerdings sollte der Käufer bei 86 cm Breite und einer Gesamthöhe von 1,90 m über geräumige Platzverhältnisse verfügen.

Die grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen alter und neuer Avantgarde thematisiert Jörg Immendorffs Acrylarbeit “Hutmuseum (Lamm)”. Das Porträt seines Lehrers Joseph Beuys, das mit € 15.000-20.000 angesetzt ist, lässt sich außerdem als eine persönliche Standortbestimmung des Künstlers auffassen.

Nur 19,2 x 11,3 cm groß ist Max Liebermanns mit € 10.000-15.000 taxierte Pastellzeichnung über Bleistift. Seine “Spaziergänger im Tiergarten” entstanden um 1920/25 und dürften eine Vorstudie zu seiner Gemäldeserie mit diesem Motiv sein.

Rund zehn Jahre später siedelte Jeanne Mammen ihre Szenen aus der großstädtischen Vergnügungswelt der Kleinbürger und Neureichen ebenfalls in Berlin an. Ihre Tuschfeder- und Aquarellarbeit “Vor der Theaterkasse” gehört zu dem Werkkomplex der Jahre 1928 bis 1933, der zum Schaffenshöhepunkt der Künstlerin zählt und ihr Renommee nachhaltig prägt. Die Schätzung liegt hier bei € 9.000-12.000.

Mit viel Glück könnte Martin Kippenbergers “Papa Balla - Mamma balla” bereits für € 7.000-8.000 ersteigert werden. Zumindest ist dies die Höhe der Schätzung für seine Collage aus unterschiedlichen Papieren, Aquarell und Kugelschreiber aus dem Jahr 1992.

Natürlich dürfen in einer Hamburger Auktion Werke von Horst Janssen, dem Lokalmatador der Hansestadt, auf keinen Fall fehlen. Zu den Höhepunkten der fast 20 vertretenen Arbeiten dieses Künstlers zählt neben dem Mappenwerk “Nigromontanus” (Taxe: € 8.000-10.000) und dem Farbholzschnitt “Affen auf Samt” (Taxe: € 4.500-5.500) vor allem ein “Klecksbild” (Taxe: € 8.000-12.000) aus dem Jahr 1991. Der erotischen Aquarell- und Tuschearbeit hat Janssen eine ästhetische Aura verliehen, die einerseits in einer fulminanten Zeichentechnik gründet und andererseits in der genialen Verarbeitung plötzlicher Einfälle, zu denen auch Zufälligkeiten gehören.

Die Vorbesichtigung aller Werke ist zu folgenden Terminen in Hamburg möglich:
12.-14. Oktober von 11-17 Uhr
23.-25. Oktober von 11-17 Uhr
26. Oktober nach Vereinbarung
Ketterer Kunst, Am Meßberg 1

Ausgewählte Werke werden auch in München gezeigt:
18.-20. Oktober von 11-17 Uhr
Ketterer Kunst, Prinzregentenstr. 61

Ketterer Kunst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als eines der wichtigsten Kunst- und Buchauktionshäuser etabliert. Während das Stammhaus im Münchener Prinz-Alfons-Palais die zwei jährlichen Traditionsauktionen Modern Art & Post War ausrichtet, finden im Hamburger Meßberghof je zwei Auktionen pro Jahr mit folgenden Themenbereichen statt: Alte und Neuere Meister/Maritime Kunst und Wertvolle Bücher - Autographen - Manuskripte - Dekorative Graphik sowie Modern Art & Post War, wobei hier der Schwerpunkt bei Arbeiten auf Papier liegt. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen, Sonder- und Benefizauktionen statt.

Hamburg, den 14. September 2006