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Legendäre 80er-Installation 'Café Casino' auf der Cologne Fine Art

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    02.11.2017
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Mit einer Besucher Rekordzahl von fast 500.000 Besuchern war die documenta 8 ein gigantischer Erfolg. Die von Manfred Schneckenburger 1987 konzipierte Ausstellung stellte erstmals breitflächig die Utopie als Thematik in das Zentrum der Konzeption und sorgte gleichzeitig für eine 'in der Luft liegende' Verbrüderung von Kunst und Design.Neben den vielen, erstmals gezeigten Videoinstallationen von Fabio Plessi und Nam June Paik und speziellen Ausstellungsarchitekturen für den Kasseler Kunstparcours stand besonders ein Platz im Mittelpunkt des kommunikativen Geschehens: das Café Casino.

Schneckenburger hatte bereits früh die Kölner Design Gruppe Pentagon mit in die Konzeption einbezogen, die auf der Düsseldorfer Initialausstellung 'Wohnen von Sinnen' mit einer radikal anderen Sichtweise auf die Gestaltung von Möbeln aufgefallen war. Sie bestimmte wie viele Künstler und Musiker den berühmten 'Zeitgeist' der 80er Jahre maßgeblich mit. Die Kernidee der Gruppe Pentagon bestand in einer gekonnten Reminiszenz auf die Institution des Cafés, so wie es schon Picasso und Man Ray, Modigliani oder Giacometti besuchten. Heute sind Cafés wie das Dome oder das Rotonde mythologische Orte, mehr noch erlebt das Café als Ort der Kommunikation in den weltweiten Metropolen eine Renaissance als 'place to meet' für die digitale Boheme. Es scheint, als sei das Café inmitten des Stromes der Zeit ein Kontinuum, ein wichtiger Treffpunkt für die jeweils neuesten Entwicklungen. Die Wiederentdeckung der Café Casino-Möbel ist im Zusammenhang der kunsthistorischen Betrachtung der Nachkriegsjahre eine kleine Sensation. Auf der documenta 8 entwickelte sich das Café mit seiner radikalen Mischung von Brauhaustischen und Avantgarde-Design innerhalb von kürzester Zeit sowohl zum bevorzugten Treffpunkt der internationalen Kunstwelt.

Das berühmte verspannte Schlauchregal Chambre à Air und der Café Casino d8-Stuhl von Reinhard Müller sind heute längst Designikonen. Jenseits der radikalen Konzeption und dem typischen Pentagon-Stil stand das 'Casino' auch in einem intellektuellen Konzept: es war ein Café auf Zeit, das transportabel jederzeit an einem anderen Ort wiedererrichtet werden konnte. Insgesamt erschien das Café als konzeptuelle Collage aus verschiedenen Zeiten, Stilen und Ideen, in der sich historisches mit aktuellen Tendenzen kreuzen konnte. So entstand eine wilde Mischung von Tischen, Stühlen, Bar und Beleuchtung die jedem Besucher bis heute lebhaft in Erinnerung geblieben ist - nicht nur wegen des besonderen Atmosphäre des Ortes, sondern vor allem deshalb, weil jeder Besucher wusste, dass er mit seinem Besuch sozusagen ein Bestandteil der 100 Tage dauernden Inszenierung war.

Das Café Casino endete genauso spektakulär wie es begann: in einer energetischen Abschluss- Performance wurde das Café zerstört. Die nicht aus Stahl bestehenden Tische und auch Teile der Bänke wurden unwiderruflich zerstört. Der Rest des Mobiliars aus Stahl wurde in alle Himmelsrichtungen zerstreut, nur wenige der Möbel überlebten das lustvolle 'Auseinandernehmen' des Cafés durch die Mitglieder der Gruppe Pentagon unbeschadet. Nach Jahren ist es nun gelungen, unter anderem das berühmte Schlauchregal, einige der Stühle und auch Stehtische zu sichern und als Ausstellungsensemble erneut originalgetreu zusammenzufügen.

Geplant ist die temporäre Installation der Café Casino Möbel im Rahmen der Cologne-Fine-Art 2017 als Inszenierung, die dem Besucher einen authentischen Eindruck über dieses Ensemble der Kunst- und Designgeschichte vermittelt. Nicht nur, dass Köln als Kunst-Stadt auch Geburtsort dieser authentischen Design-Bewegung der 80er Jahre ist - tatsächlich markiert das Jahr 2017 zugleich das 30jährige Jubiläum der documenta 8. Mit dem nahenden Jubiläum des Bauhauses 2019 ergibt sich zeitnah eine Gelegenheit, bereits jetzt eine Positionsbestimmung des deutschen Designs der 80er Jahre durchzuführen und den szenenartigen Aufbau des Café Casino als Reaktion auf den strengen Funktionalismus der Bauhausjahre sichtbar zu machen.

Wie das Bauhaus ist auch das radikale Design der 80er Jahre heute Historie geworden. Mit dem Stellenwert der kunsthistorischen Betrachtung ist das Design zugleich in den Fokus einer internationalen und interessierten Gruppe von Sammlern gerückt, die weltweit neben den Museen substantielle Sammlungen aufbaut und dafür sorgt, dass authentische Objekte auch für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.

Die konzipierte Rekonstruktion des Café Casino wartet zudem mit einer Besonderheit auf: So wie 1987 das Interieur des Cafés einen Container für Diskussion, Kommunikation und soziale Interaktion darstellte und damit rasch zum zentralen Punkt der Kunstschau wurde, wird das Café im Rahmen der Cologne Fine Art selbst zum Ausstellungsraum, der eine Beziehung zwischen Café und Bar als Ort der künstlerischen Inspiration aufzeigt. So wie die Installation des Café Casino als Dokumentation wirkt, erscheint die Ausstattung des Cafés mit Kunst als Zeit überbrückende Reflexion und attraktives visuelles add on zur Szenographie.
Kuratoren: Hans Irrek, Neumann-Hug Collection Objekte der Ausstellung: Neumann-Hug Collection
©2017 Neumann-Hug S.A.






  • 02.11.2017
    Presse »

    Cologne Fine Art, Halle 11.2, Messeplatz 1, 50679 Köln | www.colognefineart.de

    Eröffnungspressekonferenz der Cologne Fine Art: Mittwoch, 22. 11. 2017, 11 Uhr | Passage 10/11, Zugang über Presse Centrum Ost

    Öffnungszeiten:
    Vernissage: 22. November 2017: 16:00-21:00 Uhr (nur auf besondere Einladung)
    Reguläre Messezeiten: 23. bis 25. November 2017: 11:00-19:00 Uhr | 26. November 2017: 11:00-18:00 Uhr



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