Nachbericht Militär
Herbstauktion der Hermann Historica oHG 2015
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Presse19.11.2015
Bedeutende Sammlungsstücke kamen auch wieder von europäischen Herrscherhöfen zum Aufruf. Ungebrochen erneut in diesem Herbst, das Interesse an Losen aus dem Gebrauch von König Ludwig II. von Bayern (1845 – 1886). Seine persönliche große Leselupe mit langem ebonisierten Holzgriff hatte den Zeiten unbeschadet, geschützt durch ein schwarzledernes, zweiteiliges Etui mit goldgeprägter, gekrönter Chiffre "L", widerstanden. In bester Erhaltung konnte sie somit für 2.500 Euro dem internationalen Publikum angeboten werden und bereichert nun für 9.000 Euro die Kollektion eines neuen Besitzers. Garant für große Nachfrage und schöne Zuschläge sind auch von jeher Memorabilien aus dem österreichischen Kaiserhaus. Die hier für 1.000 Euro aufgerufenen, eigenhändig von Kaiserin Elisabeth an den Kaiser adressierten Briefkuverts aus den Jahren 1860/70, waren ein Geschenk von Erzherzogin Marie Valerie von Österreich an ihre Nichte, Prinzessin Elisabeth von Bayern und konnten nun 2.600 Euro erzielen. Die Originalunterschrift, ganz außergewöhnlich in Ungarisch, von Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916) fand sich auf dem Adelsdiplom für den renommierten ungarischen Journalisten, Moriz Gans von Lúdassy (1825 – 1885). Das Pergament in beeindruckend farbfrischer Erhaltung wurde zum Limit von 2.500 Euro auktioniert.
Aus dem Königreich Bayern begeisterten zudem echte Ausnahmestücke der militärischen Historie und Pracht, wie ein Helm M 1852 für Mannschaften und Unteroffiziere der Königlich Bayerischen Leibgarde der Hartschiere mit Startpreis von 9.000 Euro, der Betrag zu dem er auch versteigert wurde. Der imposante Helm in Großgala-Ausführung zeigte eine neusilberne Glocke bekrönt von einem Paradelöwen und belegt mit dem großen bayerischen Staatswappen unter der Krone. Ein ebenso rares, vollständiges, weiß-blaues Uniformensemble derselben Garde, mit prägnantem großen Stern des Hausordens vom Hl. Hubertus in Silber- und Goldlahnstickerei auf der Brust, konnte ab 4.500 Euro ersteigert werden, erzielte dann aber würdige 10.000 Euro.
Objekte von größter Seltenheit und musealer Bedeutung standen aus der frühen Luftfahrtgeschichte zur Auktion. Mit 25.000 Euro konnte das Zweieinhalbfache der Taxe von 10.000 Euro für einen Luftschifferpokal, einen Ehrenbecher für erfolgreiche Angriffe aus der Luft, erzielt werden. Verbrieft für die Verleihung an den Obersteuermann Adam Seibert am 20./21. März 1917 in Anerkennung für den Angriff auf Mudros, zeigte der auf Kugelfüßen stehende, in Silber gefertigte Becherpokal neben dem Anlass der Ehrung, eine Darstellung des Gottes Thor mit schwingendem Hammer nach Vorbild des Münchner Bildhauers Fritz Behn (1878 – 1970). Ein Ehrenpreis der Marineflieger, verliehen an den Leutnant der Reserve Erdmann, laut Gravur am 10. Mai 1918, konnte von 8.000 Euro auf 11.500 Euro hochgesteigert werden. Nur sehr selten wurden Tapferkeitsauszeichnungen dieser Art, hier ein Bronzeaufsatz aus zwei sich im Kampfe windenden Adlern, vergeben.
Orden und Ehrenzeichen
Auch unter den Ordens-Offerten brillierten herausragende Lose aus Russland, die, mit wenigen Ausnahmen, nach erfolgtem Zuschlag den Weg zurück in das Land ihrer Verleihung fanden. So das rote, feinst emaillierte, goldene Kreuz der 1. Klasse mit Schwertern des St. Anna Ordens, im Aufruf für 18.000 Euro und erworben für respektable 40.000 Euro. Der Versteigerung eines Kaiserlich-Königlichen Ordens vom Weißen Adler von 1863, Start 18.000 Euro, war in Fachkreisen mit großer Spannung entgegengesehen worden. Einzig der Sankt Petersburger Juwelier Johann Wilhelm Keibel (1788 – 1862) hatte in seiner Zeit die Befugnis, den massiven Goldorden mit schwarz emailliertem russischen Doppeladler, darauf aufgelegt das transluzid rot und weiß emaillierte Ordenskreuz des polnischen Weißen Adlers, zu fertigen. Die prachtvolle Ordensdekoration, wohl eine der schönsten des 19. Jahrhunderts und die hier vorliegende vermutlich die letzte aus der Hand des Meisters, erzielte dann auch 27.000 Euro. Ein hochbedeutender, als museal zu klassifizierender Kaiserlicher Orden des Heiligen und Rechtgläubigen Großfürsten Alexander Newski aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, blieb nach Aufruf leicht hinter den Erwartungen und wurde zu seinem Startpreis von 20.000 Euro versteigert.
Die Begehrlichkeiten russischer Bieter beschränkten sich nicht allein auf zaristische Ehrenzeichen, auch ein als singulär zu betrachtendes Exemplar des höchsten preußischen Ordens für militärische Verdienste, dem Orden Pour le Mérite, ging nach Zuschlag bei 33.000 Euro in das Land des Doppeladlers. Das Ordenskreuz der legendären Tapferkeitsauszeichnung, ein museales Prachtstück von kulturhistorischer Bedeutung und in diesem Erhaltungszustand kaum mehr zu beschaffen, kam in der typischen Herstellungsweise von 1870/71 zum Aufruf. Nur 38 Verleihungen für außerordentliche Verdienste im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 waren überhaupt belegt und durch die streng eingehaltene Rückgabepflicht verblieben kaum Exemplare in privater Hand. Seltenheit und Erhaltung des feinst in Gold hohl gefertigten Ordenskreuz-Rarissimums fanden dementsprechend bereits Würdigung im Startpreis von 28.000 Euro.
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19.11.2015Presse »
Nachbericht: 71. Auktion der Hermann Historica oHG vom 27. Oktober bis zum 07. November 2015