Nachbericht Militär
Herbstauktion der Hermann Historica oHG 2015
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Presse19.11.2015
Sehr schön auch, unter den Stangenwaffen eine aufwendigst geätzte Helmbarte der Trabantengarde des Salzburger Fürsterzbischofs Paris Graf von Lodron (1619 – 1653). Auf dem Blatt zeigte sich beidseitig das Wappen des hochangesehenen Fürsterzbischofs, dem es gelungen war durch geschickte Politik das Erzbistum Salzburg vor den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges zu bewahren, umgeben von Bandwerk, Blütenranken und Kriegerköpfen. Im Aufruf mit 4.800 Euro wurde die dekorative Waffe aus dem Zeughaus des "Pater Patriae" dann bei 13.000 Euro zugeschlagen. Für seinen Startpreis von 7.500 Euro fand ein imposanter Bidenhänder in der Form eines vorwiegend für die Schweiz und Süddeutschland belegten Flamberg, der im ausgehenden 16. Jahrhundert in der Passauer Werkstatt des Wolfgang Stantler II. gefertigt worden war, einen neuen Besitzer. Mittelalterliche Schutzwaffen für Mensch und Tier dienten nicht nur Sicherheit und Komfort, sondern auch der Zier der Tragenden. So zeigte sich ein spätgotischer Rennhut, der um 1490 vermutlich in Innsbruck einteilig geschmiedet wurde, in überaus eleganter Anmutung. Speziell für das Plankengestech entwickelt, beeindruckte der Turnierhelm durch schwere massive Verarbeitung, die bei Treffern die Lanzenspitzen abgleiten ließ, wodurch die Wucht des Aufpralls erheblich gemindert wurde. Die Taxe von 15.000 Euro war schnell überboten und so konnte der seltene Helm für 18.000 Euro zugeschlagen werden. Ebenso sehr begeisterte die kunstfertige Arbeit eines spanischen Schmieds aus dem 17. Jahrhundert. Gefertigt aus durchbrochen geschnittenem Schmiedeeisen und versehen mit Silbereinlagen sowie reliefierten silbernen Doppeladlern, wurde das Paar Prunk-Steigbügel mit zugehörigen Radsporen in ihrer Einzigartigkeit erkannt und alsbald von 6.500 Euro auf 17.000 Euro beboten.
Asien, Orient und Afrika
Auch die Offerte an Losen aus Afrika, dem osmanischen Reich, Indien sowie Japan und China war gewohnt überzeugend in Vielfalt und Qualität. Ein ebenso exquisites Highlight wie eindrucksvoller Beleg des handwerklichen wie kreativen Potenzials vergangener Rüstungsschmiede des Orients präsentierte sich mit einer auf 1913 datierten Prunk-Schaschka, Startpreis 9.000 Euro. Das einmalig schöne Stück aus Dagestan, dessen Knauf als plastischer Pferdekopf gestaltet war, zeigte in Gänze kostbarste Verarbeitung mit einem Griff aus schwerem, teilvergoldetem Silber mit reichem niellierten und geschnittenen Dekor und war einem Sammler 22.000 Euro wert. Auch der mit Burma-Rubinen besetzte Kandschar aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert Indiens mit geschnittenen Lotus- und Irisblüten am Jadegriff enttäuschte nicht und konnte bei einer Taxe von 7.500 mit 9.500 Euro zugeschlagen werden. Kaum aufgerufen, entbrannte um Losnummer 2392 ein heftiges Bieterduell in dem der Startpreis von 2.500 Euro schnell Geschichte wurde und an dessen Ende der Hammer bei 14.000 Euro fiel. Das so begehrte Objekt, ein goldtauschierter, balkantürkischer Miquelet-Stutzen mit schuppenförmig beschnitztem Holzschaft, eingelegt mit Gold- und Silberdraht und einem vollplastisch in Form eines Drachen beschnitzten Kolben mit separat eingesetzten Zähnen. Ein ausgesprochen detailreich gearbeitetes Stück, wie es nur selten am Markt erscheint. Die höchste Steigerung jedoch wurde mit dem mehr als 53-Fachen des Rufpreises von 300 Euro für einen chinesischen dreibeinigen Weihrauchbrenner aus Bronze mit 16.000 Euro erzielt. In den Boden des kleinen Gefäßes mit seitlichen Henkeln waren die Angaben der Hsüan Te Regierungsperiode (1426–35) als Marke eingegossen.
Historische und militärgeschichtliche Objekte
Der erste Tag der Militaria-Auktion stand ganz unter dem Zeichen des russischen Doppeladlers. Sensationelle 90.000 Euro war einem russischen Bieter eine extrem seltene, auf 1932 datierte Schaschka für Offiziere wert. Die in der berühmten Klingenschmiede von Zlatoust gefertigte Ehrenwaffe mit Startpreis von 35.000 Euro, begeisterte mit einer auf dem Knauf montierten emaillierten, massivsilbernen Miniatur des sowjetischen Rotbannerordens. Träger dieser Auszeichnung für militärische Heldentaten fanden sich unter den namhaften sowjetischen Kommandeuren. Für vergleichbare Ehrenwaffen sind nur sehr wenige Exemplare verbrieft, allen gemein war jedoch die Verleihung einzig an exponierte Vertreter des Militärs, an Generäle und Marschälle. Bereits aus zaristischer Zeit und ein ebensolches Rarissimum, ein Dolch für Offiziere dekoriert mit geätzter Zarenchiffre „NII“ sowie russischem Doppeladler auf der Klinge und emailliertem St. Georgs-Orden auf dem Knauf. Im Aufruf mit 3.500 Euro konnte er für 16.500 Euro versteigert werden. Sehr schön auch, der Zuschlag von 10.500 Euro, Startpreis 4.000 Euro, für einen beidseitig geätzten Säbel M 1827 für Offiziere der russischen Kavallerie aus Zlatouster Fertigung. Während die Klinge quartseitig eine Darstellung der Friedensschließung zwischen Russland und Persien zeigte, war terzseitig die kyrillische Inschrift „Für Turkmantschai 10 Februar 1828“ eingelassen.
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