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Zur Hölle! Ein

Zur Hölle! Eine Reise in die antike Unterwelt

Zur Hölle! Ein

Mit dem eleusinischen Mysterienkult ist unmittelbar die Geschichte des Raubes der Persephone verbunden, die im Homerischen Hymnos an Demeter besungen wird: Hades, Gott der Unterwelt, raubt Persephone mit Unterstützung seines Bruders Zeus, bringt sie von der Ober- in die Unterwelt und macht sie sich zur Braut. Demeter, die Mutter der Persephone und Göttin des Ackerbaus, verhindert in ihrer Trauer und ihrem Schmerz daraufhin das Aufkeimen der Saat in der Erde. Es gelingt ihr schließlich, mit Zeus und Hades einen Kompromiss auszuhandeln: Einige Monate weilt Persephone bei Hades, zu dieser Zeit ruht die Saat, den meisten Teil des Jahres verbringt sie aber bei ihrer Mutter, Getreide und Pflanzen reifen dann. Der Mythos umschreibt in literarischer Form den zyklischen Ablauf vom Werden und Vergehen der Natur, der in einer agrarischen Kultur wie der griechischen natürlich von besonderer Bedeutung war; er macht zugleich aber deutlich, dass - anders als bei unserem heutigen Verdrängen des Todes - die Unterwelt kein hermetisch abgeschlossener bzw. tabuisierter Ort war. Repräsentanten beider Welten interagierten miteinander. Exzeptionellen Helden wie Odysseus, Herakles, Theseus, Orpheus oder Aeneas war es vorbehalten, abenteuerlich in die Unterwelt einzudringen, um die Toten zu befragen oder den Versuch zu wagen, einzelne Verstorbene zurück auf die Erde zu holen: Herakles raubt den Höllenhund Kerberos, Odysseus dringt bis an die Tore des Hades und bringt den Schatten des toten Sehers Teiresias zum sprechen, ähnlich Aeneas, der dort Dido trifft. Der heute sicherlich populärste Gang eines Sterblichen in die Unterwelt ist der des Orpheus, der hoffte, seine Braut Eurydike zurück zu gewinnen, bekanntlich ohne Erfolg. Die Idee, mit den Verstorbenen auch weiterhin in Kontakt zu bleiben, mit ihnen zu interagieren, existierte auch in der realen Lebenswelt. Durch Rituale am Grab, Totenopfer und Grabbeigaben bemühten sich die Hinterbliebenen, das trostlose Dasein der Verstorbenen zu mildern. Durch Totenorakel, so glaubte man, spreche der Tote direkt mit ihnen und sagte ihnen zu Zukunft voraus. Den Charonspfennig legte man den Verstorbenen in den Mund, damit er dem Fährmann den nötigen Obolus für die Überfahrt bezahlen kann. Die Gräber wurden reich ausgestattet. Für die Archäologie ist dieser sepulkrale Bereich von unschätzbarer Bedeutung. Anhand des Grabkontextes, der Grabbeigaben, aber auch anhand der monumentalen Ausstattung der Grabanlagen, etwa durch marmorne Stelen, lassen sich nicht nur Aussagen über die Kultpraxis, sondern auch über die soziale Differenzierung der antiken Gesellschaften treffen. So bildete sich auf den Grabmonumenten eine spezifische, auf die soziale Realität des Diesseits verweisende Bildsprache heraus, die zwischen Abschied und Trauer einerseits, Repräsentation und Grabluxus andererseits changiert.

Nachantike Rezeption der griechisch-römischen Unterweltsvorstellungen

Bereits der leicht ironisierende Titel „Zur Hölle!" möchte die Brücke in die Gegenwart schlagen und das heutige, letztlich von Jenseits- und Höllenvorstellungen des christlichen Abendlandes geprägte Publikum ansprechen. Die Ausstellung widmet sich ganz explizit dem Nachleben antiker Unterweltsvorstellungen, vom Mittelalter bis heute. Ausgewählte Beispiele der Literatur, der Bildenden Kunst, des Films, bis hin zu Comics und Mangas zitieren antike Unterweltsbilder, -ideen, - stimmungen, jeweils nach den Erfordernissen ihrer Zeit, den Gesetzen ihres Mediums und den Bedürfnissen des anvisierten Zielpublikums. Ironischerweise darf auch das berühmte Totenorakel von Ephyra in Nordwestgriechenland nicht als tatsächliches archäologisches Zeugnis, sondern als eine moderne Projektion auf einen vermeintlich authentischantiken Kultort angesehen werden, der heute insbesondere von der Tourismus-Industrie beansprucht wird.

Begleitbuch zur Ausstellung Zur Hölle! Eine Reise in die antike Unterwelt

Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und Winckelmann- Institut für Klassische Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin Hg. von Kathrin Schade und Stefan Altekamp Mit einem Gastkommentar von Jan N. Bremmer

ISBN 978-3-86004-214-4

(c) 2007 Winckelmann-Institut für Klassische Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin, Autorinnen und Autoren, Inhaber der jeweiligen Rechte an Bildern und Textauszügen, Antikensammlung der Staatliche Museen für die Ausstellung und die Abbildungen der Exponate Ausstellungsorganisation: Mirko Vonderstein

Layout: Marco Dehner

Druck: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Berlin

Umschlag: art core, Berlin; Foto: Norbert Franken

Ausstellung und Katalog wurden gefördert mit Mitteln des

Exzellenzclusters Topoi. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, des Innovationsfonds des Vizepräsidenten für Studium und Internationales der Humboldt- Universität zu Berlin, der Ahorn-Grieneisen AG und des Rodenwaldt- Fonds.


Ausstellung






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  • Giovanni Calandrelli Gemme mit Hades, Kerberos und Dioskuren um 1820, Inv. FG 2307 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Giovanni Calandrelli Gemme mit Hades, Kerberos und Dioskuren um 1820, Inv. FG 2307 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Marmorstatue des Hermes Mitte 2. Jh. n. Chr., Inv. Sk 198 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Marmorstatue des Hermes Mitte 2. Jh. n. Chr., Inv. Sk 198 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Kampanische Amphora mit Ixion 4. Jh. v. Chr., Inv. F 3023 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Kampanische Amphora mit Ixion 4. Jh. v. Chr., Inv. F 3023 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Glasierter Reliefbecher um 50-20 v. Chr., Inv. 30141 
© SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Glasierter Reliefbecher um 50-20 v. Chr., Inv. 30141 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Bronzestatuette einer Sirene Anfang 5. Jh. v. Chr., Inv. Fr. 2287 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Bronzestatuette einer Sirene Anfang 5. Jh. v. Chr., Inv. Fr. 2287 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin