WILLIAM KENTRI
WILLIAM KENTRIDGE
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Ausstellung29.10.2010 - 30.01.2011
Der letzte Abschnitt der Ausstellung ist den bekanntesten fiktionalen Figuren des Künstlers gewidmet, die Kentridge in seinem 1989 begonnen Filmzyklus Johannesburg, zweitgrößte Stadt nach Paris einführt : Soho Eckstein, ein despotischer Industrieller und Bauunternehmer, dessen schlechtes Gewissen bestimmte Haltungen im heutigen Südafrika widerspiegelt, und sein empfindsames Alter Ego, Felix Teitlebaum. Felix fungiert zwar oft als Stellvertreter des Künstlers, aber, so meint Kentridge im Hinblick auf seine Figuren: „In jedem von ihnen steckt ein Teil von mir … oder beide in mir.“ Insgesamt neun kurze Animationsfilme begleiten Soho und Felix dabei, wie sie sich im letzten Jahrzehnt des südafrikanischen Apartheid-Regimes im politischen und sozialen Klima Johannesburgs durchzukämpfen suchen. Mit diesen Filmen, die Kentridge als Chronisten der Gräuel der Apartheid international bekannt machten, hat der Künstler seine improvisatorische Arbeitsweise und seine zum Markenzeichen gewordene Stop-Motion-Animationstechnik entwickelt. Die Filme – sie fußen alle auf dem Medium Zeichnung – gewähren unmittelbar Einblick in den kreativen Schaffensvorgang. Die Erzählung existiert nicht im Kopf des Künstlers, sondern entsteht buchstäblich erst während des Zeichenprozesses und kann sich mit jedem neuen Blatt, mit jeder neuen Variante in eine andere Richtung weiterentwickeln. Vor unseren Augen entsteht unter des Künstlers flinker Hand eine Zeichnung, die das näher rückende Auge der Kamera dann als Standbild festhält. Daraufhin wird die Zeichnung mit wenigen Strichen weitergeführt – zugleich aber in Teilen ausgelöscht, Kohlestift und Radiergummi stehen hier als quasi gleichberechtigte Werkzeuge zur Verfügung. Kentridge entwickelt ein Verfahren, das direkt aus dem ersten Bild immer neue Lösungen herausbildet. Ausgestellt wird auch eine Auswahl von Schlüsselzeichnungen zu diesem Themenkomplex.
William Kentridge
William Kentridge wurde 1955 in Johannesburg, Südafrika, geboren, wo er auch heute noch lebt. 1976 schloss er das Studium der Politik und Afrikawissenschaften an der University of the Witwatersrand in Johannesburg ab. Von 1976 bis 1978 studierte er Kunst an der Johannesburg Art Foundation, wo er später selbst die Radierkunst lehrte. 1981/82 folgte ein Schauspiel- und Theaterstudium an der École Jacques Lecoq in Paris. Kentridge hat als Schauspieler, Designer und Regisseur am Theater gearbeitet und war ein Gründungsmitglied der Junction Avenue Theatre Company. Ab 1989 schuf Kentridge zahlreiche auf seinen Zeichnungen beruhende Animationsfilme. 1997 und 2002 stellte er seine interdisziplinären Arbeiten auf der Documenta in Kassel vor. Kentridge nahm auch an den Biennalen in Venedig, Johannesburg und Havanna sowie an zahllosen weiteren bedeutenden Gruppenausstellungen und Filmfestivals teil. Aufsehenerregende Einzelausstellungen wurden ihm weltweit gewidmet. Kentridge wurde unter anderem 2003 mit dem Goslarer Kaiserring, 2008 mit dem Oskar-Kokoschka- Preis und zuletzt 2010 mit dem Kyoto Preis ausgezeichnet.
Kunstvermittlungsprogramm zur Ausstellung
In der Ausstellung William Kentridge: Fünf Themen werden neben Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen überwiegend Projektionen von sogenannten Stop-Motion-Filmen gezeigt, die zu einer Art Markenzeichen des Künstlers geworden sind. Dabei zeichnet Kentridge etwas, wovon die Kamera ein Bild aufnimmt, dann zeichnet er weiter, die Kamera nimmt das wiederum auf und so weiter. Aus diesem Grund bieten wir für SchülerInnen ab zehn Jahren statt den Führungen in gewohnter Weise kurze Einleitungsgespräche an. In ca. 30 Minuten werden Leben und Werk des Künstlers William Kentridge vorgestellt und die wichtigsten Themen der Ausstellung erläutert. Ein kurzer Abriss über die Geschichte Südafrikas, die Apartheidpolitik und deren Aufarbeitung, Kolonialismus und seine Folgen in der heutigen afrikanischen Gesellschaft geben den SchülerInnen das notwendige Hintergrundwissen für die selbstständige Bildbetrachtung. Danach schließt eine Diskussionsrunde mit dem Kunstvermittler, bei der Gesehenes und Erlebtes reflektiert wird, den Besuch ab. Die praktische Arbeit im Atelier ist eine Kohlezeichnung. Diese kann als Ausgangspunkt für die Herstellung eines eigenen Stop-Motion-Filmes à la Kentridge in der Schule verwendet werden.
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