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Akademie der Künste

Schwindel der Wirklichkeit

Akademie der Künste

Im Ergebnis der Überlegungen zur Präsentation werden zahlreiche gebrauchte Tische aus den unterschiedlichen Lebenszusammenhängen über den Raum verteilt, darauf verglaste Kästen unterschiedlicher Größe – eine einfache Form der Tischvitrine. Blickt man in sie hinein, öffnet sich eine eigene Welt: voll­gekritzelte Seiten und Papierfetzen, Anstaltskleidung, Medikamentenpackungen, kleine Blätter mit Aquarell- und Wasserfarbenmalerei, Korrespondenz, Briefentwürfe, Bücher, Schlüssel, Zeitungsausschnitte, zerdrückte Fliegen unter Klebeband, Fotos und ein DIN A3-Bogen mit der Überschrift »Manifest der Idioten«, geschrieben von verschiedenen Verfassern. Dessen zentraler Satz »Das hartnäckige Bestehen auf (dem Prinzip des) Glück(s) vergrößert das Leid und frisst sich selber auf.« schwebt wie ein Motto über der Arbeit Felix Droeses, die er als Zivildienstleistender zu Beginn der 70er Jahre im Landeskrankenhaus Düsseldorf-Grafenberg zusammenstellte. Quelle war die Begegnung mit den Patienten der geschlossenen Abteilung, deren künstlerische und schriftliche Äußerungen er sammelte und mit eigenen Werken mischte. Das so entstandene Konvolut bietet eine Fülle an unterschiedlichem Material. Während auf unscharfen Fotos immer wieder Menschen zu sehen sind, die in dem ummauerten Garten des Krankenhauses rätselhaften Beschäftigungen nachgehen, zeigen die kleinen Bleistift- und Farbmalereien z.B. düstere Landschaftsszenarien, traumartige Ereignisse, fratzenhafte und lebensnahe Portraits oder auch naive Blumenwiesen – Bilder, die durch große Intensität bestechen. Während die Qualität der Arbeiten den Gegenstand der Darstellung zeitweise fast vergessen lässt, weisen eingestreute Zeitungsartikel und Schriftzeugnisse immer wieder auf die Zustände in den »Irrenhäusern« hin. »Warum bin ich hier?«, ist die schriftlich fixierte Frage eines Patienten, »die Leute sollte man laufen lassen«, notiert jemand an anderer Stelle. In einer Vitrine am entgegengesetzten Ende des Raumes gelingt die Flucht in die Poesie: »Die Wörter zeichnen wohl mehr / die Vergangenheit am Nordstrand / über den Süden an der Post vorbei / zur Buhne hinten am Westen wo / Braun graut vom Waschwasser / und die Schiffahrtsfahne vor / dem Bogen dampft.«

Dr. Stefan Kraus, Museumsleiter Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln






  • 17.09.2014 - 14.12.2014
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    Öffnungszeiten / Opening Hours
    11:00 – 19:00

    ++ Veranstaltungen im Rahmen des Kolumba-Gastspiels ++ 05.11., 18 Uhr Forum: Werkstattgespräch im Metabolischen Büro mit Stefan Kraus über die Gastausstellung „Der Grafenberg“ von Felix Droese und den Werkbegriff ++ 06.11., 16 Uhr: „Müssen wir für alles büßen?“ Ein philosophisches Gespräch über Gerechtigkeit per Skype-Videokonferenz aus Köln ++ 06.11., 19 Uhr, „Metabolic Office Battle“ mit Dieter Mersch und Erich Hörl ++



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  • „Der Grafenberg“ von Felix Droese 1971/72, Ausstellungssituation in Raum 13 im Rahmen der Jahresausstellung „Hinterlassenschaft“ 2009 © Kolumba, Köln
    „Der Grafenberg“ von Felix Droese 1971/72, Ausstellungssituation in Raum 13 im Rahmen der Jahresausstellung „Hinterlassenschaft“ 2009 © Kolumba, Köln
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