NEWSROOM
Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler
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Ausstellung27.06.2014 - 12.10.2014
Der erste Abschnitt der Präsentation mit dem Titel „Fotografen“ widmet sich dem Handwerk der Paparazzi, ihrer öffentlichen Wirkung und verdeutlicht die Entstehung eines modernen Mythos. Im Zentrum steht unter anderem eine Reihe historischer Aufnahmen, Schwarzweißaufnahmen, die den Erfindungsreichtum der Paparazzi bei ihrer oftmals ebenso delikaten wie riskanten Arbeit dokumentieren: darunter Fotografen, die sich in schwindelerregende Höhen begeben, oder solche, die ihre Kameras auf abgesägte Gewehrstümpfe schrauben, um das eine entscheidende Motiv zu schießen. Neben Fotografien von Francis Apesteguy, Tazio Secchiaroli, Michel Giniès, Marcello Geppetti, Jessica Dimmock und Christophe Beauregard finden sich hier auch Aufnahmen des französischen Paparazzi-Duos Pascal Rostain und Bruno Mouron. Darunter ihr legendäres Bild einer Gruppe streikender Fotografen vor der Wohnung Brigitte Bardots, die sich mit Protestschildern darüber beschweren, dass die Schauspielerin 1955 noch die Nähe der Paparazzi suchte, sich jedoch 10 Jahre später den Kameras vehement verweigerte. Auch die kreative und teilweise skurrile Ausrüstung der Paparazzi kann man in der Schirn besichtigen: u. a. spezielle Teleobjektive, Verkleidungen und Tarnanzüge sowie vermeintliche Alltagsgegenstände wie Handtaschen und Zigarettenpackungen, mit denen in Agentenmanier heimlich Fotos gemacht werden können. Die Sektion thematisiert auch den starken Konkurrenzdruck der Paparazzi untereinander, den Neid und die Missgunst, die sich zwangsläufig unter „Kollegen“ einstellen, die um exklusive Fotos kämpfen, die ihnen nicht nur finanzielle Anerkennung bringen, sondern sie im besten Fall zu Legenden machen. Anhand eines in Los Angeles entstandenen Videos von Romain Dussaulx und Benjamin Lalande aus dem Jahr 2006 dokumentiert die Ausstellung, was es heißt, als Paparazzo zu arbeiten und welche Mentalität dieser Berufsstand erfordert. In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Paparazzi oft als skrupellose, Grenzen überschreitende Charaktere, selbst untereinander bezeichnen sie sich als „Ratten“ (Pascal Rostain) oder „Schakale“ (Francis Apesteguy). Die Faszination für diesen Berufsstand, auch wenn diesem nicht die gleichen Ehren wie Kriegsreportern oder Modefotografen zuteilwerden, ist jedoch ungebrochen. Ausschnitte aus Filmen von Dario Argento, Federico Fellini, Brian De Palma oder Andrzej Żuławski aus den Jahren 1930 bis 2004 skizzieren Vorstellungen vom Wesen und Charakter des Paparazzos und ermöglichen den Besuchern eine direkte Auseinandersetzung mit dem Mythos Paparazzi. Gleichzeitig werfen die Filmsequenzen Fragen zur meist einseitigen Darstellung dieses Berufstandes auf.
Mit dem zweiten Kapitel „Stars“ illustriert die Ausstellung, wie sich die Aufmerksamkeit der Paparazzi alle paar Jahre auf ausgewählte besondere Persönlichkeiten konzentriert. Der Beruf des Paparazzos ist im Wesentlichen eine männliche Domäne. Seine Opfer jedoch sind bevorzugt weibliche Stars. Anhand der Geschichten von sechs weltweit bekannten Ikonen der Paparazzi- Fotografie – Jackie Kennedy-Onassis, Brigitte Bardot, Elizabeth Taylor, Prinzessin Diana, Britney Spears und Paris Hilton – von den 1960er-Jahren bis heute wird aufgezeigt, wie sich Stil und Tendenzen dieser Fotografie im Laufe ihrer fünfzigjährigen Geschichte verändert haben. Der Ausstellungsabschnitt präsentiert eine umfangreiche Auswahl von Aufnahmen der berühmtesten Paparazzi des 20. Jahrhunderts – darunter Daniel Angeli, Francis Apesteguy, Ron Galella und Marcello Geppetti, außerdem Bruno Rostain und Pacal Mouron bis hin zu Erich Salomon, Tazio Secchiaroli, Sébastien Valiela und Weegee –, die höchst unterschiedliche Herangehensweisen verfolgen, um zum besten Schuss zu kommen und die mit ihren vermeintlichen Opfern teilweise Freundschaften oder zumindest langjährige Hasslieben pflegen. Denn in dem Katz-und-Maus- Spiel zwischen Paparazzi-Fotografen und Stars sind Letztere nicht nur passive Opfer. Bei jedem Zusammentreffen mit den Bildjägern haben sie die Wahl, mit ihnen zusammenzuarbeiten und sich entsprechend fotografieren zu lassen, sich zu verweigern oder sogar zum Gegenangriff überzugehen. Dieses Zusammenspiel spiegelt sich u. a. stimmungsvoll in einer Reihe von Fotografien aus dem Archiv Ron Galellas, der als Urvater der amerikanischen Paparazzi- Fotografie gilt. Neben Bildern einer vom Wind zerzausten und in die Kamera lächelnden Jackie Kennedy-Onassis, die ihn später wegen Stalkings verklagte und einen gerichtlich festgelegten Mindestabstand erwirkte, zeigt der Abschnitt auch skurrile Bilder, z. B. das von Marlon Brando, dem sich Galella mit einem American-Football-Helm nähert – die Konsequenz eines gebrochenen Kiefers und ausgeschlagener Zähne in einer vorangegangenen Begegnung der beiden. Doch den meisten Stars reichen Gestik und Mimik, um ihren Unmut den Paparazzi gegenüber auszudrücken, darunter Kate Moss, die dem Franzosen Pascal Mouron die Zunge herausstreckt, oder Iggy Pop, der mit einer obszönen Handgeste keinen Zweifel daran lässt, was er von Musiker- Paparazzo Brad Elterman hält. Jenseits solcher Gebärden lassen sich Stars zuweilen auch auf das Spiel mit der Kamera ein, öffnen sich ihr und machen sich zu ihrem Komplizen – eine Variante, die besonders bei jüngeren Hollywoodstars wie Paris Hilton geschickt zur Selbstvermarktung genutzt und durch Agenten und Publizisten weiter vorangetrieben wird, die Tipps zu den Aufenthaltsorten oder Gewohnheiten ihrer „Schützlinge“ preisgeben und diese damit bewusst zur Zielscheibe der Paparazzi machen.
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27.06.2014 - 12.10.2014
DIENSTAG, FREITAG–SONNTAG 10–19 UHR
MITTWOCH + DONNERSTAG 10–22 UHR
MONTAG GESCHLOSSENPAPARAZZI
9 €, ERMÄSSIGT 7 €, EINTRITT FÜR KINDER UNTER 8 JAHREN UND MITGLIEDER DES KINDERKUNSTKLUBS FREI