Wienmuseum
NEUSIEDLERSEE. DAS MEER DER WIENER
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Ausstellung14.07.2011 - 23.10.2011
Die massive Zunahme des Tourismus aus Wien und dem Ausland übte gleichzeitig einen immer größeren Nutzungsdruck aus. Auf der anderen Seite stiegen gesellschaftliches Umweltbewusstsein und Naturschutzgedanke. Seinen Höhepunkt erreichte der Konflikt in der Debatte um eine geplante Straßenbrücke über den See um 1970: Die Auseinandersetzung eskalierte vor allem zwischen Österreichs „Naturpapst“ Otto Koenig und Landeshauptmann Theodor Kery. Auch Konrad Lorenz und Antal Festetics sowie der Afrikaforscher Bernhard Grzimek („Serengeti darf nicht sterben“) protestierten gegen das Projekt, 200.000 Unterschriften wurden österreichweit gesammelt, der Plan zum Brückenbau schließlich aufgegeben. Der Interessenausgleich zwischen Naturschutz und ökonomischer Nutzung der Region führte 1992 zur Gründung eines grenzüberschreitenden Nationalparks.
Ein weiteres Kapitel der Ausstellung widmet sich der „Erfindung der österreichischen Puszta“. Das populärste Landschaftsmotiv des Neusiedlersees – „Schilfhütte mit Ziehbrunnen“ – ist nämlich seinerseits so „künstlich“ wie der See. Denn ursprünglich waren beide miteinander nicht verbunden: Die Schilfhütte war keine Hirtenbehausung der Puszta, wie meist angenommen wird, sondern Weinhüter-Unterstand. Erst mit dem Vorrücken der Weingärten wurde sie gemeinsam mit dem Ziehbrunnen zum Symbol einer Heidelandschaft, die heute längst verschwunden ist. Bildproduktion und die künstliche Erhaltung solcher Anlagen (bis hin zur Neuerrichtung) gingen dabei eine Wechselwirkung ein.
„Die Avantgarde im Weinkeller“
Mit dem einsetzenden Tourismusboom wurde der Neusiedlersee auch von KünstlerInnen und Intellektuellen entdeckt. Dabei lassen sich gewisse Parallelen zum nachbiedermeierlichen Eskapismus der Plein-Air-Malerei und ihrer motivischen Entdeckung der ungarischen Pußta zur Mitte des 19. Jahrhunderts herstellen. Die Anziehungskraft speiste sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus der „burgenländischen Weite”, dem „anderen Licht“ oder gar aus der etwas unheimlichen Randlage am Eisernen Vorhang. Dabei traf diese Metropolenflucht auf die „pannonischen Intentionen“ der burgenländischen Kulturpolitik unter Fred Sinowatz. Zu den wichtigsten Kristallisationspunkten gehörte das Symposion Europäischer Bildhauer im Steinbruch von St. Margarethen ab 1959, in dessen Rahmen auch Arbeiten zur künstlerischen Gestaltung der Fußgängerzone am Stephansplatz in Wien entstanden. Wichtig waren auch die Werkstatt Breitenbrunn um Fria Elfen und Will Frenken mit ihren international vernetzten Workshops und Seminaren und die Cselley-Mühle in Oslip, wo Wiener Musiker oder Kabarettisten einander die Klinke in die Hand gaben.
Die Ausstellung zeigt rund 250 Objekte, darunter Kunstwerke (u. a. von Johann Christian Brand, Jakob Alt, Kurt Moldovan, Karl Prantl und Wander Bertoni), Gebrauchsgegenstände aus dem Alltag (vom Blechstiefel der Schilfschneider bis zum Insektizid-Zerstäuber FLIT), Trockenlegungspläne aus dem 19. und 20. Jahrhundert, Filmausschnitte (u. a. aus der „Mundl“-Folge „Urlaubsfreuden“ oder Otto Koenigs „Rendezvous mit Tier und Mensch“), alte und neue Ansichtskartenserien sowie Souvenir- Kitsch, Zeugnisse des frühen Naturschutzes am Neusiedlersee und nicht zuletzt Entstehungsdokumente des Slogans „Meer der Wiener“.
Eintritt: Erwachsene: 6 €. Ermäßigt 4 € (SeniorInnen, Wien-Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Gruppen ab 10 Personen) bzw. 3 € (Lehrlinge, Studierende bis 27 Jahre, Präsenz- und Zivildiener); Schüler und Jugendliche unter 19 Jahre - Eintritt frei! Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen - Eintritt frei!
Kurator: Sándor Békési
Presse: Peter Stuiber, Wien Museum
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