Expressionisten
Emil Nolde. Retrospektive
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Ausstellung05.03.2014 - 15.06.2014
Den Auftakt im Obergeschoss des Ausstellungshauses machen die Werke, die während und im Anschluss an Noldes Teilnahme an einer Expedition des Reichskolonialamtes nach Neuguinea entstehen. Im glühenden Kolorit der Tropensonne (1914) aus der Sammlung der Nolde Stiftung Seebüll manifestiert sich Noldes Sehnsucht nach einem von der westlichen Zivilisation unberührten Naturidyll. An das Kapitel der Südsee schließt sich die Präsentation von Noldes Werken aus den Jahren 1915 bis 1932 an. Der Künstler konzentriert sich während dieser Zeit auf die Sujets seiner nordschleswigschen Heimat: Dort porträtiert er die unbändige Naturgewalt des Meeres sowie die von ihm angelegten Blumengärten, die er in Werken wie Schwüler Abend (1930) mit der rauen nordischen Landschaft konfrontiert. Zudem entstehen in reicher Fülle variantenreiche und farbenfrohe Blumenaquarelle. Mit insgesamt 20 dicht an dicht gehängten Blättern breitet die Ausstellung einen leuchtenden Farbenteppich aus. Neben Blumenbildern interessiert sich Nolde in dieser Zeit vor allem für fantastische Motive, die wie Meerweib (1922) den Einfluss Arnold Böcklins verdeutlichen. Zu dieser Werkgruppe grotesker Sujets zählt auch das Aquarell Tier und Weib (1931–1935) aus der Serie der Phantasien, das zu den unter der Bezeichnung Ungemalte Bilder bekannt gewordenen Aquarellen überleitet. Diese außergewöhnlichen Aquarelle fertigt Nolde ab 1938 in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. 1941 wird dem Künstler ein umfassendes Berufsverbot erteilt: Er darf seine Werke nicht mehr der Öffentlichkeit präsentieren oder verkaufen. Bereits 1938 beginnt er, ausgewählte Arbeiten aus der Serie der Ungemalten Bilder in Öl zu übertragen. Einer Auswahl dieser Gemälde ist der nächste Raum gewidmet. Bis heute sind einige dieser Gemälde, die auf den Ungemalten Bildern basieren, noch nicht öffentlich präsentiert worden, dazu zählt auch Frühling im Herbst (1940). Der Chronologie folgend, endet die Ausstellung mit der letzten Lebensphase Noldes von 1946 bis 1956. In seinem Spätwerk spielen ausdrucksstarke Natur- und Landschaftsdarstellungen eine entscheidende Rolle: Den Endpunkt der Retrospektive bildet Bewegtes Meer (1948) aus der Kunsthalle zu Kiel.
Emil Nolde wird am 7. August 1867 im Dorf Nolde nahe der deutsch-dänischen Grenze als Hans Emil Hansen geboren. Nach der Volksschule absolviert er eine Lehre als Holzbildhauer, parallel dazu nimmt er Unterricht in gewerblichem Zeichnen. Ab 1892 ist Nolde Fachlehrer für farbliches und ornamentales Zeichnen am Industrie- und Gewerbemuseum in St. Gallen. Durch den großen kommerziellen Erfolg seiner Bergpostkarten ist es ihm möglich, 1897 als freier Maler nach München zu gehen. In den folgenden Jahren bis 1902 nimmt Nolde an unterschiedlichen privaten Kunstschulen in München, Paris und Kopenhagen Unterricht und macht Bekanntschaft mit skandinavischen Künstlern. 1902 heiratet er die dänische Schauspielerin Ada Vilstrup. Mit der Heirat legt er seinen Geburtsnamen ab und nennt sich nach seinem Heimatort Nolde. 1903 entsteht Noldes erstes Gartenbild, ab 1906 widmet er sich verstärkt diesem Sujet. Das Ehepaar zieht 1903 auf die Ostseeinsel Alsen, ab 1905 verbringt es die Hälfte des Jahres zumeist in Berlin. 1906 wird Nolde für achtzehn Monate Mitglied der Künstlergruppe „Brücke“. 1908 tritt er der Berliner Secession bei, aus der er wegen Unstimmigkeiten mit Max Liebermann allerdings 1910 ausgeschlossen wird. Ab 1912 finden Noldes Arbeiten deutschlandweit großen Anklang. Überall sind Ausstellungen seiner Werke zu sehen, die regelmäßig vom Feuilleton besprochen werden. Bis zum Ende der 1920er-Jahre halten seine Arbeiten Einzug in die Sammlungen von 21 Museen. Nach der Teilnahme an einer „Medizinisch-demografischen Deutsch-Neuguinea- Expedition“ des Reichskolonialamtes im Jahr 1913 findet die Motivik der Südsee Eingang in sein Werk. Ab 1923 werden seine Werke auch international beachtet. Durch die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erfährt das Schaffen Emil Noldes eine Zäsur. Seine Frau und er begrüßen voller Hoffnung den politischen Wechsel und stellen bereits 1933 einen Antrag zur Aufnahme in den völkischen „Kampfbund für deutsche Kultur“, der jedoch abgelehnt wird. Ein Jahr später tritt Nolde in die Nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig (NSAN) ein, die später zu den Gründungsparteien der Nationalsozialistischen Partei in Nordschleswig (NSDAPN) gehört. Aus dieser Zeit existieren zahlreiche Briefe und Dokumente, die seinen Wunsch nach Teilhabe dokumentieren. Mit diesen Bemühungen kann er sich jedoch nicht durchsetzen. 1937 werden 1102 seiner Werke aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt, 47 Arbeiten, darunter 33 Gemälde, werden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. 1941 schließt man den Künstler schließlich aus der Reichskammer der bildenden Künste aus. Ihm wird ein Berufsverbot auferlegt. Zwischen 1938 und 1945 entsteht die Werkgruppe der Ungemalten Bilder, Aquarelle, die er ab 1938 in Öl überträgt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden Nolde zahlreiche Ehrungen wie beispielsweise die Verleihung des Grafik-Preises der XXV. Biennale in Venedig zuteil. 1956 stirbt Nolde im Alter von 88 Jahren.
Kurator: Dr. Felix Krämer, Leiter der Sammlung Kunst der Moderne im Städel Museum
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05.03.2014 - 15.06.2014
Öffnungszeiten Städel Museum: Dienstag, Mittwoch, Samstag und Sonntag 10.00–18.00 Uhr; Donnerstag und Freitag 10.00–21.00 Uhr
Öffnungszeiten Studiensaal, Graphische Sammlung: Mittwoch, Freitag 14.00–17.00 Uhr; Donnerstag 14.00–19.00 UhrEintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, Familienticket 20 Euro; freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren; Samstag, Sonn- und Feiertag 14 Euro, ermäßigt 12 Euro, Familienticket 24 Euro
Kartenvorverkauf unter: tickets.staedelmuseum.de