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Christian Scha

Christian Schad Retrospektive

  • Ausstellung
    26.09.2008 - 06.01.2009
    LEOPOLD MUSEUM »
Christian Scha

im durchsichtigen grünen Hemd mit Modell". Gefördert wurde er durch die Wiener Galeristin Lea Bondi, die Schad in ihrer „Galerie Würthle" ausstellte. Nach der Trennung von seiner Frau ging Schad 1927 nach Berlin, wo er bis 1942 blieb.

In Berlin entstanden die meisten seiner bedeutenden neusachlichen Porträts, wobei seine Freundin Maika sein bevorzugtes Modell war. Neben Porträts von Größen der Gesellschaft (wie z.B. Egon Erwin Kisch) stellte er wiederholt auch schöne Frauen aus einfachen Verhältnissen und Figuren aus dem Artistenmilieu dar. Die kühle Ausstrahlung, gepaart mit psychologischer Durchdringung und einer makellosen Oberfläche, wurde zu seinem Markenzeichen, seine Frauenbilder zum Schönheitsideal einer Epoche. Die Lasurtechnik, die er benutze, hatte er von den Alten Meistern abgeschaut.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden einige seiner Werke heftig kritisiert, gleichzeitig war Schad aber auch mit weich gezeichneten weiblichen Idealporträts auf Titelseiten von Zeitschriften und sogar auf der „Großen Deutschen Kunstausstellung" vertreten. Das „Ende der Neuen Sachlichkeit" wird sichtbar, seine Werke nehmen wieder mehr expressive Tendenzen auf, Landschaftsbilder entstehen.

1942 übersiedelte er nach Aschaffenburg, wo er mehrere Aufträge bekommen hatte.

Dort blieb er entgültig nach der Zerbombung seines Berliner Ateliers. Seine Porträts nähern sich stärker denn je dem Renaissancevorbild an, mit bedingt durch seine Tätigkeit als Kopist des Altarbildes von Matthias Grünewald für die Aschaffenburger Stiftskirche. Bis etwa 1951 lebt er unter sehr eingeschränkten Verhältnissen.

3. ABSTRAHIERENDE WERKE UND RESOPALBILDER DER 50ER UND 60ER JAHRE

Schads Werk der Nachkriegszeit ist wenig bekannt und wurde von etlichen Kritikern als qualitativer Rückschritt bewertet. Das hat u.a. damit zu tun, dass in dieser Zeit in Deutschland das Informel als einzig moderne Kunst galt, Schad jedoch mit wenigen Ausnahmen stets gegenständlich blieb. Ein Ziel der Ausstellung wird sein, dieses Urteil zu revidieren. Seine Freundschaft mit Francis Picabia, seine Verehrung für Jean Cocteau (von dem er sogar ein Theaterstück bearbeitete und dessen Linienführung ihm deutliches Vorbild war) und Schads Tätigkeit als Kurator einer Ernst Ludwig Kirchner Ausstellung hinterließen Spuren in seinen Werken. Diese werden ab Ende der 40er Jahre linearer, vor allem in den sog. Resopal-Bildern der 50er Jahre treten bereits Elemente der Pop-Art hervor. In seinen Bildern und Zeichnungen wendet er gestalterische Prinzipien wie etwa die Mehransichtigkeit an, die aus einer Beschäftigung mit dem Werk Picassos hervorgehen.

Ab 1954 schafft Schad wieder Holzschnitte und Lithographien, teilweise beeinflusst durch seine Beschäftigung mit dem Werk Ernst Ludwig Kirchners. Die Holzschnitte kombiniert er häufig mit farbigen Linoldrucken, die flächenhaft unterlegt sind. In Erinnerung an sein dadaistisches Frühwerk, das durch Ausstellung vor allem in Amerika recht bekannt war, empfindet er in Holzschnitttechnik seine Reliefs der Schweizer Zeit nach. Eine bislang unpublizierte Serie von Collagen entsteht Ende der 60er Jahre, parallel zur Kunst der Pop Art. Seine stark vereinfachten Holzschnitte der 70er Jahre finden ebenfalls ihre Entsprechung in der amerikanischen Pop Art und Gebrauchsgrafik.

Daneben bleibt Schad vor allem in den wenigen Gemälden, die damals entstehen (etwa ein bis zwei pro Jahr) der realistischen Malweise treu, die jedoch zunehmend durch Collage-artige Malweise, die Kombination von Motiven und symbolistische Inhalte geprägt wird. Ausstellungen in Ost-Berlin in den 50er Jahren steigern dort seinen Bekanntheitsgrad und gelten einigen DDR-Künstlern als Vorbilder. Schad lehnt jedoch eine Berufung an die Ost-Berliner Kunstakademie ab. In Aschaffenburg beschäftigt er sich unter anderem mit James Joyce' „Ulysses" und ostasiatischer Philosophie, aber auch Zeitgeschichte (etwa die Währungsreform) fließt in seine Bilder ein. Mit den 60er Jahren kehrt er zum „Magischen Realismus" zurück, indem er auch thematisch an die Berliner Zeit anknüpft. Es entstehen Bilder wie „Engel im Separée" oder „Pavonia", die symbolhaft die Sexualität im Boh.me-Milieu zum Thema haben.

Sein symbolbefrachtetes Selbstporträt „Umgebung", die Allegorie „Das Geld" (1970) oder „Werdandi" (1978/80) - aber auch seine späten Porträts wie etwa „Michael" oder die letzten Bettina-Porträts - übertreffen an Klarheit der Darstellung noch die Werke der 20er Jahre und dienen bis heute Künstlern wie etwa Michael Triegel als Vorbild.

4. SCHADOGRAPHIEN

Ein eigenes Kapitel ist den sog. Schadographien gewidmet. Diese hatte Schad durch die Verwendung von objets trouvés und der Einbeziehung von Schrift als künstlerisches Medium in seiner Genfer Zeit als eigenen Beitrag in die Kunstbewegung des Dadaismus eingebracht. Bereits seit den 30er Jahren war er dafür vor allem in Übersee in zahlreichen Ausstellungen - meist ohne dass er davon erfuhr - gefeiert worden. Zahlreiche Künstler von Rang, darunter Man Ray oder Chargesheimer, ahmten diese Technik nach.

In der Nachkriegszeit wendet sich Schad erneut der Schadographie zu, neue Serien entstehen. Da nur wenige frühe Schadographien erhalten bzw. leihfähig sind, werden in diesem Abschnitt der Ausstellung Schads frühe und späte Schadographien Werken anderer Künstler gegenübergestellt, um dieses ungewöhnliche künstlerische Medium gesondert zu beleuchten.

KURATOREN

Rudolf Leopold, Michael Fuhr

PROJEKTLEITUNG

Michael Fuhr, Patricia Spiegelfeld

KATALOG

ca. 260 Seiten; Wienand-Verlag

KATALOGTEXTE

Michael Fuhr, Ines Otschik, Thomas Ratzka, Anna Auer u.a.

KOOPERATION

Christian und Bettina Schad-Stiftung Aschaffenburg;


Ausstellung






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