Körperkultur
BADESZENEN Ritual, Entrüstung und Verführung
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Ausstellung26.09.2009 - 01.11.2009
machte das öffentliche und gemeinsame Bad zu einem äußerst beliebten gesellschaftlichen Vergnügen. Wenn möglich wurde mehrmals täglich gebadet. Wildbad und Badehaus waren gemeinsamer Treffpunkt von Männern und Frauen. Die damit verbundenen Liebesfreuden galten keineswegs als anstößig. Von der Kirche als Entgleisung der Moral abgelehnt, wurde das Badehaus erst durch die Ausbreitung der Syphilis im 15./16. Jh. verfemt und schließlich ganz verboten. In höheren Gesellschaftsschichten wich man in Privatbäder aus.
Der entblößte Körper
Der (weibliche) Akt, traditionell bislang ohne sexuelle Untertöne, wurde im Zuge der rigorosen Sittenlehre allmählich zu dem am stärksten geächteten und zugleich begehrtesten Motiv in der Kunst. Um „ihn“ keiner Provokation auszusetzen, musste „ihr“ Körper versteckt werden. Das Verbot, bestimmte Dinge zu sehen, erzwang ein neues Verhaltensmuster: die heimliche Befriedigung der Schaulust. Das Bildmotiv der Badenden bot eine gesellschaftlich akzeptierte Möglichkeit (weibliche) Nacktheit darzustellen. Teilweise oder völlig entblößt ist die Badenden dem „voyeuristischen“ Blick der Betrachter preisgegeben. Gebunden an antike und/oder alttestamentarische Figuren konnte das Motiv erotisch unterwandert werden.
Künstler: H.S. Beham, A. Dürer, W. Heimbach, J. König, C. v. Poelenburgh, C. d. Vos
Das Bad in Barock und Rokoko
war – zumindest für den Zweck der Reinigung – so gut wie nicht existent. Die Angst, der körperliche Kontakt mit Wasser mache krank, und die körperfeindliche Moral der Gegenreformation trugen dazu bei, dass man das Bad nach Möglichkeit mied. Noch im 18. Jh. übte man in der Körperhygiene größte Zurückhaltung. Gewaschen wurden die Hände, der Rest lediglich gepudert und parfümiert. Dennoch verfügte der Adel durchaus über Prachtbadezimmer, in denen man unter seinesgleichen blieb. Öffentlich praktiziert wurde das therapeutische Baden aus medizinischen Gründen. Gebadet wurde zwar gemeinsam, jedoch nicht mehr nackt. Nacktheit galt in öffentlichen Heilbädern als pöbelhaft. Unter diesen gesellschaftlichen Moralvorstellungen entwickelten sich die aus Mythologie und Bibel ins Erotische transformierten „Badeszenen“ zu einem beliebten Thema der Kunst.
Künstler: H. v. Balen, J. Brueghel d. Ä., J. de Momper, J. B. Pater, F. Solimena, C. J. Vernet, G. A. van Wittel; historische Toilettengarnitur
Im Boudoir
Die barocken Künstler verherrlichten in ihren Bildern die Verspieltheit des Lebens und den Charme der Welt. Profane Freizügigkeit präsentierte sich dem entzückten und vor allem begierigen Blick eines breiteren Publikums, das unzensiert konsumieren wollte. Das Ideal der „Demi-Vierge“ (Halbjungfrau – Jungfrau mit unkeuschen Gedanken) war typisch für das Rokoko. Man liebte die Genreszenen wie das Eindringen in das intime Boudoir der scheinbar überraschten Dame.
Künstler: G. C. Einmart d. Ä., G. Pecham, J. A. Watteau
Das heilige Wasser
bannt Unheil und Böses und mehrt Heil und Segen. Der Sinn einer kultischen Waschung besteht in der Reinigung, die über das Entfernen körperlichen Schmutzes weit hinaus geht und im Freiwerden von seelischer Unreinheit und Sünde besteht. Heilung von physischen und psychischen Krankheiten sowie der Erhalt eines „neuen“ Lebens werden ermöglicht. Die christliche Taufe entspricht dem Ein- bzw. Untertauchen in das Element Wasser als „regressus ad uterum“ (Rückkehr zum Uterus)
Künstler: C. d. Passe, F. X. J. Späth,
Biedermeier und Gründerzeit
Die Prüderie des 19. Jh. verwandelte das klassische Motiv der badenden Nymphe – akademisch gezähmt und entsexualisiert - zur bürgerlichen Zeitgenossin. Die Badekultur erreichte das Bürgertum: Waschschüssel konnten in jedem Raum aufgestellt werden. Erste Bidets, Waschtische mit Marmorplatten und Waschgeschirr aus Keramik stellten die etwas luxuriösere Variante des bürgerlichen Biedermeierhaushalts dar - mit Spiegeln versehene und mit Stoffen drapierte Toilettentische hielten Einzug in das Zimmer der Dame. Die ersten Badewannen, aus Holz oder Zink, waren ebenfalls mobil.
Künstler: R. v. Doblhoff, H. F. v. Königsbrunn, J. C. Reinhart, A. H. Riedel, H. Schlimarski, G. Seyfferth, F. G. Waldmüller; Waschservice 19. Jh.
Die modernen Badenden
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