Nationalbibliothek Wien
Wege zur Unsterblichkeit. Altägyptischer Totenkult und Jenseitsglaube
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Ausstellung14.06.2012 - 12.01.2014
Das Totenbuch der Nefersobek
Das Totenbuch der Nefersobek stammt aus ptolemäischer Zeit und ist in Hieratisch geschrieben. Mit seinen rund 16 Metern ist es das längste Totenbuch in den Beständen der Papyrussammlung. Da es beinahe vollständig erhalten ist, zeigt es nahezu lückenlos die verschiedenen Facetten altägyptischen Jenseitsglaubens. Eine besonders kunstvoll gestaltete Vignette (bildliche Darstellung) zeigt den Sonnenlauf an. Die Sonne ist im Jenseitsglauben und den Unterweltsschriften von zentraler Bedeutung, da sie aufgrund des immer wiederkehrenden Tag- und Nachtzyklus symbolisch für die Wiedergeburt steht. Nach altägyptischer Vorstellung umfasste die Reise der Sonne sowohl das Dies- als auch das Jenseits. Bei Tag zog sie über den Himmel bis zum Westhorizont, in der Nacht durch die Unterwelt, das Reich des Osiris. Jeden Morgen verlässt sie das Jenseits wieder und wird im Osten neu geboren.
Mumienmaske
Die prachtvoll ausgestattete und mit viel Liebe zum Detail angefertigte Mumienmaske datiert aus ptolomäischer Zeit. Sie weist mit ihrer Vergoldung auf die göttliche Natur des Verstorbenen im Jenseits. Solche Masken umschlossen den gesamten Kopf der Mumie und waren wichtige Bestandteile des Mumienschmucks. Das vergoldete, plastisch herausgearbeitete Gesicht der Maske wird von der klassischen dreigeteilten Strähnenperücke umrahmt. Im oberen Brustbereich befinden sich zwischen den beiden Perückensträngen farbig abgesetzte Musterreihen, die Teile des Schmuckkragens repräsentieren, um die Stirn läuft ein goldenes Inschriftenband mit erhabenen Hieroglyphen. Den Scheitel der Maske krönt ein Skarabäus mit Sonnenscheibe. Das goldene Gesichtsfeld der Maske und der Skarabäus beziehen sich auf den Sonnengott Re und drücken die Hoffnung des Verstorbenen auf Wiedergeburt aus.
Maske eines Kindes
Die um 120 n. Chr. hergestellte Maske aus Leinenkartonage vereint traditionell ägyptische Vorstellungen und römische Elemente. Aufgrund ihrer Größe handelt es sich vermutlich um die Totenmaske eines Kindes. Die anmutige Darstellung eines Kindes ist mit farbenprächtigen Malereien versehen und spiegelt durch ihre verschiedenen Gestaltungselemente die multikulturelle und vielfältige Welt des antiken Ägypten wider. So wird das kurze schwarze Haar in römischem Stil hinter den Ohren von einem Kopftuch bedeckt, während die Bemalung der beiden Strähnen auf ägyptische Traditionen Bezug nimmt: die liegenden Schakale repräsentieren den Gott Anubis, der die Verstorbenen ins Jenseits geleitet. Am Scheitel und am Hinterkopf breitet eine geflügelte Sonnenscheibe schützend ihre Schwingen um das Haupt. Als Zeichen für die stetige Erneuerung trägt sie Sorge für die Wiedergeburt.
Horussohn
Das Fragment einer Leinenkartonage mit der Darstellung eines Horussohnes besticht durch seine frische Farbigkeit und detailgenaue Ausführung. Es stammt aus ptolemäischer Zeit. Horus war ein Himmelsgott und einer der Hauptgötter der ägyptischen Mythologie. Das Bildfeld mit dem nach rechts blickenden, mumienförmigen Gott wird durch zwei Inschriftenzeilen links und rechts umrahmt. Die rechte Inschriftenzeile identifiziert den Horussohn als Amset, während die grüne Inschriftenzeile den Horussohn Hapi nennt. Die Horussöhne, von denen es neben den beiden Genannten noch Duamutef und Kebechsenuef gibt, sind die Kinder von Horus mit der Göttin Isis. Sie sind die Schutzgötter der Kanopen, also jener Gefäße, in denen die Eingeweide der Verstorbenen separat vom Leichnam beigesetzt wurden.
Mumienportrait eines jungen Mannes
Mumienportraits sind nicht nur wegen ihrer farbigen Ausdruckskraft berühmt, sondern stellen auch wegen ihrer realistischen Darstellungen einzigartige Zeugnisse antiken Kunstschaffens dar. Sie wurden in römischer Zeit üblich und über dem Gesicht der einbalsamierten Mumie angebracht wie dieses Portrait eines jungen Mannes aus dem 2. Jh. n. Chr. Vom Verstorbenen sollten Leib und Antlitz für ein Leben im Jenseits in bestmöglichem Zustand erhalten bleiben. Neben der Einbalsamierung dienten auch naturgetreu gestaltete Portraittafeln dazu, den Verstorbenen möglichst unversehrt ins Totenreich zu überführen. Auf diesem Fragment hat sich mehr als die Hälfte der Büste eines jungen Mannes in Frontalansicht erhalten. In Temperatechnik hat der Künstler die individuellen Züge des Verstorbenen detailliert auf Holz festgehalten: das längliche ovale Gesicht, das kurze lockige Haar, Koteletten, Oberlippenbart und ein Bärtchen in der Kinngrube. In die Augenwinkel wurden sogar blaue Äderchen gemalt, um die Plastizität der Augen zu erhöhen. Wie auf den meisten Mumienportraits trägt auch der junge Mann römische Tracht, in diesem Fall eine Tunika.
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14.06.2012 - 12.01.2014