Großloge von England
300 Jahre Freimaurer: Das wahre Geheimnis
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Ausstellung23.06.2017 - 07.01.2018
Ein weiterer prominenter Freimaurer dieser Zeit war Angelo Soliman. Nachdem Soliman im 18. Jahrhundert als Kind in Afrika versklavt und nach Europa verschleppt wurde, hatte er in mehreren Fürstenfamilien die Funktion des Dieners inne. Aufgrund seiner umfangreichen Sprachkenntnisse stieg er sogar zum Prinzenerzieher auf. Im Alter von 60 Jahren fand Soliman Aufnahme in die Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“ und wurde innerhalb von nur vier Wochen in den Meistergrad erhoben. Seinem Dienstgeber Fürst Wenzel von Liechtenstein konnte er innerhalb der Loge als Bruder im Sinne zeremonieller Gleichheit begegnen, außerhalb der Loge galten jedoch weiterhin die strengen Standesunterschiede: Soliman ging stets zu Fuß hinter jener Kutsche, die den Fürsten zurück zum Palast brachte, in dem beide wohnten.
Arbeit im Verborgenen
Das rasche Wachstum der Freimaurerei endete 1785 durch eine Verordnung Josephs II.: Um den Wildwuchs an Alchemisten und Mystikern einzubremsen, wurden Freimaurer-Logen unter staatliche Kontrolle gestellt, andere „Geheimgruppen“ grundsätzlich verboten. Die Französische Revolution 1789 machte ihre Lage nicht besser, denn manche hielten die Freimaurer für die Drahtzieher hinter der Revolution. In den 1790er Jahren wird die Freimaurerei in Österreich unter Kaiser Franz II. de facto eingestellt. In Folge wurden rituelle Objekte versteckt und viele Brüder wendeten sich von der Freimaurerei ab. Manche wirkten im Verborgenen, gründeten harmlos anmutende Rittervereine oder legten in Gartenanlagen freimaurerische Tempel und Grotten an. In der Euphorie des Revolutionsjahres 1848 wurde zwar für kurze Zeit wieder eine Loge gegründet, doch die Hoffnung auf eine neue Ära der Toleranz erfüllte sich nicht: Nach der Niederschlagung der bürgerlichen Revolution blieb die Freimaurerei in den österreichischen Kronländern verboten. Ungarn aber erhielt nach dem „Ausgleich“ von 1867 ein liberaleres Vereinsrecht, wodurch die Behörde keine Kontrollorgane zu Vereinssitzungen entsenden durfte. Deshalb gründeten österreichische Freimaurer jenseits der Grenze, in Sopron und Bratislava, Logen, während sie in Wien weiterhin nur „unpolitische Vereine“ betrieben.
Neuer Aufbruch in der Zwischenkriegszeit
Als mit dem Untergang des Habsburgerreiches in Österreich wieder Logen gegründet werden durften, vervielfachte sich die Zahl der Mitglieder. Obwohl die Sozialdemokratie den Freimaurern durchaus skeptisch gegenüber stand, schlossen sich nach 1918 einige Vertreter des „Roten Wien“ der Bewegung an. Julius Tandler etwa sah in den Projekten der Sozialdemokratie die Umsetzung alter Ideen des Freimaurerbundes. Ferdinand Hanusch war Bruder und Meister vom Stuhl der Loge „Lessing zu den Drei Ringen“ und ab 1922 Großbeamter der Großloge von Österreich.
Auch unter den Konservativen gab es bedeutende Freimaurer wie etwa den langjährigen Generaldirektor der Nationalbibliothek, Josef Bick. In seiner Person vereinigten sich jedoch zahlreiche Widersprüche jener Zeit: So machte er sich in den 1920er-Jahren zwar um die internationale Ausrichtung der Bibliothek verdient (unter ihm wurde etwa das Esperantomuseum eröffnet), er war aber auch Mitglied in der antimasonischen und antisemitischen „Deutschen Gemeinschaft“. 1921 wurde er in die Wiener Loge „Fortschritt“ aufgenommen, angeblich, um einigen Brüdern zu helfen, diese „judenrein“ zu machen.
Die Gegner werden stärker
Gegner der Freimaurer machten die „jüdisch unterwanderten“ Logen für alle möglichen Katastrophen verantwortlich – von der Oktoberrevolution über den Zusammenbruch der Monarchien bis zur Wirtschaftskrise. Auch am Ausbruch des Ersten Weltkrieges sollen die Freimaurer Schuld tragen, zumindest sah das Friedrich Wichtl so, ein Jurist und Abgeordneter der österreichischen Nationalversammlung. In seinem Pamphlet „Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik“ (1919), das auch in der Schau zu besichtigen ist, bezichtigte er die französische Freimaurerei, Schuld am Ausbruch des Kriegs zu tragen. Sie sollen hinter der Ermordung von Franz Ferdinand in Sarajevo stecken und auch davor beim Selbstmord von Kronprinz Rudolf ihre Hand im Spiel gehabt haben. Auf dem Titelbild sind unter anderem zu sehen: der britische Premier Lloyd George (links), der tschechoslowakische Ministerpräsident Karel Kramář (Mitte), US-Präsident Woodrow Wilson, der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau und der deutsche Reichskanzler Gustav Stresemann (zweite Reihe).
„Der Mordprozeß gegen den Juden Bauer“
In der Zwischenkriegszeit kam es zu einem aufsehenerregenden Prozess gegen den „Juden Bauer“, wie der Kaufmann Gustav Bauer am ausgestellen Plakat genannt wird. Im Frühjahr 1931 wurde ihm vorgeworfen, einige Jahre zuvor seine Geliebte im Lainzer Tiergarten ermordet zu haben. Trotz zahlreicher Indizien für seine Schuld konnte kein endgültiger Beweis erbracht werden, weshalb er freigesprochen wurde. In klerikalen und völkischen Zeitungen wurde behauptet, der Freispruch habe vor allem damit zu tun, dass es unter den Geschworenen Verbindungen zu Freimaurern gebe. Der ebenfalls auf dem Plakat als Redner genannte Walter Riehl war eine Schlüsselfigur des frühen österreichischen Nationalsozialismus: Beim Schattendorf-Prozess war er Verteidiger jener Angeklagten, die bei einer Demonstration des sozialdemokratischen Schutzbundes 1927 zwei Menschen erschossen hatten. Alle diese politischen Spannungen mündeten schließlich im „Anschluss“ 1938: Die Nationalsozialisten verfolgten ab nun alle Freimaurer, deportiert und ermordet wurden jüdische und deklariert regimekritische Mitglieder.
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23.06.2017 - 07.01.2018
Dauer 24. Juni 2015 – 10. Jänner 2016
Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr Donnerstag 10 – 21 Uhr
Sommeröffnungszeiten Juni, Juli, August, September
täglich 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr