Zeichnungen, Druckgrafiken
In die dritte Dimension. Raumkonzepte auf Papier vom Bauhaus bis zur Gegenwart
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Ausstellung15.02.2017 - 14.05.2017
Die von den ersten beiden Kapiteln der Ausstellung vorbereiteten konstruktivistischen Ansätze finden ihre Fortsetzung in den linearen Konstruktionen des deutschen Bildhauers Norbert Kricke (1922–1984) und des amerikanischen Künstlers Fred Sandback (1943–2003). In seinen Zeichnungen erkundete Kricke die freie Bewegung der Linie im Raum. Die für das Medium der Zeichnung charakteristische Erscheinungsform der Linie überführte er auch in seine aus Stahldraht gebogenen Plastiken. Fred Sandback gelangte auf der Suche nach einem skulpturalen Körper ohne feste Masse, ohne Inneres, ebenfalls zur Linie. In seiner ersten Plastik zog er 1967 mit Stahldraht und Gummischnüren die Umrisse eines plastischen Körpers nach und reduzierte diesen auf seine grafische Substanz. Noch im selben Jahr weitete er seine Skulpturen auf Wände und Decken aus, wo er mit Schnüren verschiedenste Varianten von U-Formen, Diagonalen, Rechtecken, Dreiecken, Trapezoiden und Polygonen spannte. Das serielle Prinzip und die Vielfalt an Modulen führt uns der Künstler in der Mappe "Twenty-two Constructions from 1967" (1986) vor Augen.
Die klare Formensprache geometrischer Figuren sowie das serielle Prinzip der Minimal Art findet im nächsten Kapitel seine Fortsetzung. Hier werden Druckgrafiken von Sol LeWitt (1928–2007) und James Turrell (*1943) präsentiert, die vor allem durch den Einsatz von Farben und Helligkeitsabstufungen die Wirkung dreidimensionaler Körper hervorrufen. Seine Experimente mit Raster- und Raumstrukturen führte LeWitt unter anderem in nahezu 300 druckgrafischen Projekten durch. Seit 1982 widmete sich der Künstler vorrangig Darstellungen dreidimensionaler Formen, wovon auch die fünf Linolschnitte der Serie "Distorted Cubes" (A–E) aus dem Jahr 2001 zeugen. Die dreidimensionale Wirkung der hier dargestellten verzerrten Würfel wird allein durch die Wirkkraft der Farbe erreicht. Ausschließlich mit projiziertem Licht untersucht der amerikanische Künstler James Turrell seit Mitte der 1960er-Jahre die illusionistische Dreidimensionalität geometrischer Körper. Die Aquatinta-Serie "Still Light" (1990–1991) geht auf Turrells "Projection Pieces" aus den Jahren 1966 bis 1967 zurück, bei denen Licht in Form von geometrischen Körpern auf Ecken abgedunkelter Räume geworfen wurde. Je nach Betrachterstandpunkt wurde der Eindruck eines grell leuchtenden Objekts, mal auf dem Boden aufsetzend, mal schwebend, erzeugt. Die vier ausgestellten Druckgrafiken greifen jeweils eine abstrakte Form der "Projection Pieces" auf: Dreieck, Würfel, Trapez und Balken.
An die raumkonstituierende Wirkung von Licht und Farbe knüpft das fünfte Kapitel der Ausstellung an. Wie einst Moholy-Nagy, so begann auch Blinky Palermo (1943–1977) die räumliche Wirkung transparenter, geschichteter Farb-Formen zu untersuchen. Während Palermos Drucke auf feinen, durchlässigen Farbschichten beruhen, sind die abstrakten Formen der Siebdruck-Reihe "Rot Gelb Blau" seines Freundes Imi Knoebel (*1940) in dicken, opaken Farbschichten gedruckt. Die glatten Farbflächen stehen auf dem Papier und bringen ein Relief aus übereinander gelagerten, konkaven und konvexen Formen hervor, das die dreidimensionalen Schichtungen der Wandarbeiten Knoebels auf die Fläche überträgt.
Die plastischen Qualitäten von Radierungen gelangen in den Prägedrucken des italienischen Bildhauers Giò Pomodoro (1930–2002) und des in Argentinien geborenen Künstlers Lucio Fontana (1899–1968) vollends zum Ausdruck. Hohe Wölbungen und tiefe Furchen durchziehen die Druckgrafiken Pomodoros, die an Gebirge und Gesteinsformationen erinnern. Dicke Farbkrusten kennzeichnen die Reliefs der Radierungen Lucio Fontanas aus dem Jahr 1964. Die Papierarbeiten der beiden Künstler weichen die scharfe Trennung von Skulptur und Grafik auf, indem sie mit Volumen, Höhen und Tiefen spielen. Kombiniert werden die Prägedrucke mit Werken des in Rüsselsheim geborenen Künstlers Michael Riedel (*1972), dessen raumbezogene Arbeiten nahezu sämtliche Medien umfassen, darunter Zeichnungen auf Transparentpapier, Wandbehänge aus Stoff und ganze Räume vereinnahmende Schriftbilder.
Den Höhepunkt der Ausstellung bildet das letzte Kapitel, das dem spanischen Bildhauer Eduardo Chillida (1924–2002) und seinem künstlerischen wie philosophischen Austausch mit Martin Heidegger (1889–1976) gewidmet ist. Besondere Berühmtheit erlangte das Buch "Die Kunst und der Raum" (1969), in dem Chillida einen Text von Martin Heidegger mit Collagen versah. Diese Collagen versinnbildlichen Chillidas in der zweiten und dritten Dimension formuliertes Raumkonzept: Raumüberschreitungen und -verschränkungen, Relationen zwischen Volumen und Formen, Zerstückelung und Dynamik, die Leere als raumbildendes Material. Das Buch wird von einer Schallplatte begleitet, die den eingesprochenen Text Martin Heideggers wiedergibt. In der Ausstellung wird diese Aufnahme für die Besucher in einer Hörstation präsentiert.
IN DIE DRITTE DIMENSION. RAUMKONZEPTE AUF PAPIER VOM BAUHAUS BIS ZUR GEGENWART
KURATORIN: Jenny Graser (Städel Museum)
AUSSTELLUNGSDAUER: 15. Februar bis 14. Mai 2017
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15.02.2017 - 14.05.2017
Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr, montags geschlossen
ERWACHSENE 14 €