französischer Künstler
Jean-Jacques de Boissieu. Ein Zeitgenosse Städels
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Ausstellung11.02.2015 - 10.05.2015
In der Ausstellung sind mit Grafiken wie der Radierung Die großen Gaukler (1772) nach einem Gemälde Karel Dujardins (um 1622–1678) schließlich auch Adaptionen von Werken niederländischer Künstler des 17. Jahrhunderts zu sehen, die jedoch keine Reproduktionsgrafiken im üblichen Verständnis, sondern weitestgehend freie Umsetzungen sind. Bereits am Beispiel seiner schon 1758 unter dem Titel Griffonnements (Kritzeleien) verlegten kleinen Radierungen von Köpfen und szenisch zusammengestellten Figuren, die in der Ausstellung zu sehen sind, wird die Orientierung Boissieus an der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts deutlich, die ganz dem wachsenden Interesse seiner Zeit an dieser Epoche entspricht.
Jean-Jacques de Boissieu zählt zu den letzten großen Druckgrafikern des 18. Jahrhunderts. Obwohl er den Großteil seines Lebens in Lyon verbrachte, vernetzte er sich bestens mit verschiedenen Verlegern unter anderem in Paris, aber auch in Nürnberg und Mannheim und genoss zeitlebens hohes Ansehen. Hierauf lassen unter anderem seine Mitgliedschaften beim Institut de France in Paris und bei den Akademien von Lyon, Florenz und Bologna schließen. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris zwischen 1762 und 1764, wo er einflussreiche Künstler wie Jean-Baptiste Greuze (1725–1805) oder Sammler wie Pierre-Jean Mariette (1694–1774) kennenlernte, reiste Boissieu in den Jahren 1765 und 1766 im Gefolge des Herzogs de La Rochefoucauld (1743–1792) nach Genua, Neapel und Rom. Während dieser Zeit begegnete er vielen richtungsweisenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie dem Philosophen und Autor Voltaire (1694–1778) oder dem Archäologen und Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann (1717–1768). Während seiner Reise hielt er die Eindrücke mit dem Pinsel fest, wobei die sich im Licht entfaltende Landschaft im Zentrum stand. Fortan griff er in seinen Arbeiten immer wieder auf diese italienischen Naturstudien zurück, die ihm als direkte Vorlagen oder als Erinnerungsstützen für Radierungen von frei komponierten Landschaften dienten. Auch Stiftungsgründer Johann Friedrich Städel konnte eine dieser begehrten italienischen Pinselzeichnungen Boissieus (Ruine des Apollotempels am Ufer des Averner Sees, 1765) erwerben, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Im Anschluss an seine Italienreise kehrte Boissieu ins heimatliche Lyon zurück und wurde 1771 königlicher Beamter, was ihm bis zum Ausbruch der Französischen Revolution ein regelmäßiges Einkommen sicherte. Boissieus adelige Abstammung, die ihm zunächst viele Türen geöffnet hatte, wurde nun zu einer lebensgefährlichen Bedrohung. Eine offizielle Bescheinigung aus Paris stellte ihn und seine Werke jedoch schließlich unter Schutz.
1801 publizierte der 65-jährige Boissieu ein Werkverzeichnis seiner Radierungen, von dem Johann Friedrich Städel ein handschriftlich vom Künstler ergänztes Exemplar erwarb, das auch in der Ausstellung zu sehen sein wird. Nach wenigen Jahren der frühen Zusammenarbeit mit verschiedenen Pariser Verlegern hatte Boissieu den Vertrieb seiner Druckgrafik bereits 1764 selbst in die Hand genommen. Erst im Alter, ab 1807, ließ er seine Werke wieder durch Verleger, nun durch Frauenholz in Nürnberg oder Artaria in Mannheim, vertreten. Es ist anzunehmen, dass Städel durch diese deutschen Händler beliefert wurde. Ob der Sammler jemals in persönlichem Kontakt zu dem von ihm geschätzten Künstler stand, ist nicht bekannt. Es spricht jedoch für den Geschmack und den Weitblick des Frankfurter Bürgers, einen französischen Zeitgenossen, der seinen eigenen künstlerischen Weg ging, in das Ensemble seiner Sammlung aufgenommen zu haben. Städel und Boissieu sind durch eine weitere Gemeinsamkeit verbunden: Auch Boissieu besaß eine eigene Kunstsammlung. Als Künstler, Sammler und Kunstkenner wurde Boissieu 1803 gar in die Kommission zur Einrichtung des Museums in Lyon berufen. So verbindet die beiden Zeitgenossen auch die Maßgeblichkeit ihrer Rolle bei einer Museumsgründung.
Jean-Jacques de Boissieu. Ein Zeitgenosse Städels
Kuratorin: Dr. Jutta Schütt, Leiterin Graphische Sammlung ab 1750
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11.02.2015 - 10.05.2015
Öffnungszeiten Städel Museum:
bis 10. März 2015: Di, Mi, Sa, So und Feiertage 10.00–18.00 Uhr; Do und Fr 10.00–21.00 Uhr ab 11. März 2015: Di, Mi, Sa, So und Feiertage 10.00–19.00 Uhr, Do und Fr 10.00 –21.00 UhrEintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, Familienticket 20 Euro; freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt