WEGE DER MODERNE
WEGE DER MODERNE Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen
Moderne Lebensweisen, das dritte und zentrale Kapitel in der großen MAK-Ausstellungshalle, ist dem Höhepunkt der Wiener Moderne in den Jahren zwi- schen der Gründung der Secession 1897 und der Vollendung der Hauptwerke um 1910 gewidmet. Ausgehend von durchaus noch ähnlichen frühen Lösungsansätzen von Hoffmann und Loos werden in Rekonstruktionen und Modellen ihre schon bald gegen- sätzlichen Interpretationen wichtiger Bauaufgaben einander gegenübergestellt. Dazu gehören Einzelmöbel ebenso wie das moderne Stadthaus in Form des Wohn- und Ge- schäftshauses Looshaus (Wien, 1910–1911) sowie das vom Bankier Adolphe Stoclet in Auftrag gegebene und von Hoffmann erbaute Wohnpalais Palais Stoclet (Brüssel, 1905–1911).
Erstmals werden in diesem Ausstellungsbereich Rekonstruktionen zweier fast gleich- zeitig entstandener Innenräume verglichen. Sie präsentieren beispielhaft die unter- schiedlichen Grundhaltungen der Antipoden: Im Schlafzimmer der von Josef Hoff- mann gestalteten Wohnung Salzer (Wien, 1902) sind alle Objekte in einem strengen Quadrat-Ornamentsystem geordnet. Im Schlafzimmer in Loos‘ eigener Wohnung (Wien, 1903) schafft dagegen die dominant haptische Ästhetik von Wandvorhängen und Teppichen, die nicht von ihm gestaltet wurden, eine intime Atmosphäre.
Beispielhaft für die Parallelwelten der beiden Wege der Moderne stehen hier auch die erstmals einander gegenübergestellten Porträts einiger BauherrInnen von Wiener Se- cession und Adolf Loos. Gustav Klimts Bildnis von Gertrud Loew (verh. Eisler von Terramare, verh. Felsöványí, 1902) steht exemplarisch für die secessionistische Positi- on, während Oskar Kokoschkas Bildnis von Fred Goldman (Kind mit den Händen der Eltern, 1909) oder sein Ölgemälde Alter Mann (Vater Hirsch, 1909) psychologisch ak- zentuiert die Bauherren von Adolf Loos in Szene setzen.
Das vierte Kapitel Neue Wiener Wege beleuchtet das inspirierende Potenzial von Josef Hoffmanns ästhetizistischer Haltung und Adolf Loos‘ evolutionär-emanzipatorischer Strategie. Eine neue ArchitektInnengeneration ließ schon ab 1910 weitere Wege der Moderne entstehen, die auf Hoffmann und Loos aufbauten. Sie entwickelte entweder Synthesen aus deren Ansätzen oder setzte radikal auf die industrielle und kollektivisti- sche Karte. Die konträren Positionen von Secession und Adolf Loos werden durch Rekonstruktionen des opulenten Boudoir d’une grande vedette, Hoffmanns Beitrag 1937 auf der Weltausstellung in Paris, und Margarete Schütte-Lihotzkys Wohnung der berufstätigen alleinstehenden Frau (1927–1928) illustriert. Die neuen, human und sozial geprägten Ansätze verdeutlichen Arbeiten von Oskar Strnad und Josef Frank. Die international orientierte österreichische Avantgarde ist mit Ernst Plischke und dem Wiener Büro Singer & Dicker vertreten.
Das fünfte Kapitel der Ausstellung Ressourcen zeigt das Fortwirken der Denkweisen von Hoffmann und Loos nach 1945. Einem Abschnitt über die Wiederentdeckung der beiden Pioniere der Moderne in den 1960er Jahren folgt eine Demonstration der Ver- selbständigung und Verfügbarkeit von Formen und Ideen der Wiener Moderne in der nunmehr etablierten Konsumgesellschaft. Die Postmoderne der 1970er und 1980er Jahre experimentierte intensiv damit – dies belegen unter anderem Werke von Hans Hollein und Hermann Czech. Die gegenwärtige Architekturproduktion setzt hingegen wieder vermehrt auf den ökonomisch-emanzipatorischen Weg der Moderne, wie in aktuellen Ready-made-Konzepten etwa von Lacaton & Vassal (Paris), von Loos gepräg- ten Raumplan-Strategien von Werner Neuwirth (Wien) und Selbstbefähigungsprojek- ten unter anderem von Anna Heringer (Laufen, DE) deutlich sichtbar wird.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog WEGE DER MODERNE. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen, Hg. Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl und Christian Witt-Dörring, Deutsch/Englisch, mit zahlreichen Beiträgen internationaler ExpertIn- nen, 336 Seiten; MAK Wien/Birkhäuser Verlag, Basel 2015. Erhältlich im MAK Design Shop und unter MAKdesignshop.at um € 39,60.
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17.12.2014 - 19.04.2015MAK »
Öffnungszeiten
Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt freiEintritt
€ 7,90 / ermäßigt € 5,50 Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 JahreJeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Familienkarte € 11 (2 Erwachsene + mind. 1 Kind bis zum 14. Lebensjahr)